Full text: Sphaera

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II, Teil. Die Sternbilder in den neuen Texten. 
nicht sagen. Ganz ausgeschlossen schiene es mir nicht, dafs, ähnlich 
wie der in den gleichen Kreis gehörende Anubis offenbar erst durch 
den griechischen Hundsstern zu einer Konstellation wurde, so auch 
die Isis mit dem Knaben erst nach der Übernahme der Jungfrau des 
babylonischen oder griechischen Tierkreises an den Himmel versetzt 
wurde. 
Sicher unmöglich dagegen wird angesichts der Tierkreisbilder von 
Dendera der astronomische Mythus griechisch-litterarischer Herkunft, 
den E. Maafs in den Analecta Eratosthenica p. 136 aus Isis-Jungfrau 
und Anubis-Sirius zu rekonstruieren gesucht hat. Als ein Gegenbild 
zu der trauernden Ikariostochter Erigone und dem winselnden Hund 
Maira soll Leon, qui res Aegyptiacas scripsit, ein Autor aus leider nicht 
näher bekannter Zeit, den Hygin II 20 für eine ägyptisch-griechische 
Sage anführt, den Mythus von der um ihren Gatten trauernden Isis mit 
ihrem Gefährten, dem latrans Anubis, an den Himmel versetzt haben. 
Dafs dieser Katasterismus nicht ägyptisch sei, sondern geradezu von 
einem Verkleinerer der ägyptischen Götter herrühren müsse, als welcher 
sich Leon bei Hygin erweist, hat Maafs aus der darin sich offen 
barenden Mifsachtung der herrschenden ägyptischen Meinung ge 
schlossen, die Isis nur im Sirius oder im Mond verkörpert sehen 
wollte. Aber die Annahme, die Ägypter hätten die Isis nicht auch 
noch in andern Sternbildern gesehen, ist, wie eben gezeigt wurde, 
unrichtig; also fällt jeder Grund weg, an Leon zu denken. Aber 
auch der Vergleich mit der Erigonesage ist unhaltbar. Denn Isis 
ist nicht, was Maafs durch den geringen Glanz der zugehörigen Sterne 
angedeutet schien, als Trauernde dargestellt, sondern als Mutter mit 
dem Knaben. Auch der Katasterismus des Nils kann nicht mehr 
auf dieser Basis erklärt werden, da ein Grund, den Anubis-Sirius als 
den Avütenden’ anzusehen, gegen dessen Gluten der Nil seine er 
frischende Flut bringe, nicht mehr vorhanden ist, wenn Isis nicht 
als Trauernde, sondern als thronende Mutter dargestellt war. 
7. Der Dekan mit den Lampen. 
Diese Gestalt kommt nur in einem einzigen Texte vor, in V 1 , 
einem Exzerpt aus dem zweiten Teukrostext, das trotz seiner Kürze 
doch einigemal reicher ist als die längeren Exzerpte P und L: 
Vip beKavöc geicc Xcqmabuuv. 
Die Zugehörigkeit dieser Gestalt zur ägyptischen Sphäre ist gewils. 
Nur diese hat die 36 Dekane personifiziert: alle andern Dekan-
	        
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