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II. Teil. Die Sternbilder in den neuen Texten.
xaxaxeqpaXa xeipevoc könnten an eine andere Talossage erinnern, an
die attische, in der Daidalos den Neffen und Schüler aus Neid von
der Burg herabstürzt. In anderer Version, unter anderm bei Ovid,
heilst die gleiche Figur Perdix und wird in einen Vogel gleichen
Namens verwandelt. Wenn man sich gleich mir nicht dazu ent-
schliefsen mag, in dem Raben ein falsche Variante des Perdix zu
sehen, so mufs man diese Deutung des TdXac bei Seite lassen. Viel
leicht sind Andere glücklicher als ich und vermögen volles Licht
über die Herkunft und Bedeutung dieses Sternbildnamens zu bringen.
13. D ie sieben Dekane.
Ein Sternbildname, den nur Antiochos gebraucht:
$ fivioxoc, xecpaXaiov, £ bexavihv cxüjua xai. uttoxoitu) aurinv xe-
qpaXaiov V 3
V üvioxoc xai uttoxoitw xeqpaXri 1' bexavou cxrjpa A
Ich denke, dieses Bild ist nur eine ziemlich durchsichtige Umnennung
der Pleiaden. In den mittelalterlichen Hss sind sie als die Köpfe von
sieben Mädchen dargestellt 1 ); der Vergleich mit den TtpöcujTTa, deren
eines jedem der 36 Dekane entspricht 2 3 4 ) und die ihnen häufig geradezu
gleichgesetzt werden 3 ), lag also nahe genug. Bestätigt wird die Ver
mutung durch den Zusatz xai ÖTroxaiuj airnnv xeqpaXaiov in V 3 . Denn
damit ist offenbar nichts anderes als der Kopf des Stiers gemeint; es sind
also Pleiaden und Hjaden nach alter Gewohnheit gesellt, die Teukros,
hier einfacher als Antiochos, ebenfalls beim Stier mit ihren gebräuch
lichen Namen aufführt. — In dem überall viel schlechteren Text A
ist der ganze Passus vom Stier unter den Widder geraten; aufserdem
ist xai ÖTroxaTU) xeqpaXp neben pvioxoc gestellt, was sachlich auf das
selbe herauskommt, da man von dem Kopf des Stiers ebensogut
sagen kann, er liege unter dem Fuhrmann wie unter den Pleiaden:
in beiden Fällen denkt man an die Lage näher am Horizont. 4 ) In
V 3 ist ein xeqpaXaiov zuviel gesetzt, zwischen fivioxoc und V bexavuiv
cxb|ua: es ist durch Dittographie oder durch Mifsverständnis von xai
entstanden und einzuklammern.
1) Abbildung bei Thiele a. a. 0. S. 112.
2) Vgl. das Marmorfragment des Bianchini, das ich im nächsten Kapitel
behandeln werde, Tafel V.
3) Daher die arabische Bezeichnung wagh (Gesicht) für Dekan.
4) Vgl. oben S. 89, 1 die kurze Erörterung über den Sinn von üvui und
kütu) in Himmelsbeschreibungen.