298 II. Teil. Die Sternbilder in den neuen Texten.
denken. Da jene Reihe von Ländern, die V 1 2 verzeichnet, auch in der
Teukrosüberlieferung vorkommt, so dürfen wir wohl vermuten, dafs
auch V 2 so gut wie der unmittelbar vorausgehende Text V 1 aus
Teukros exzerpiert ist.
?). Drei unerwartete Zeugen treten zu der auf Teukros und
Antiochos zurückführenden Überlieferung über die Dodekaoros noch
hinzu. Der erste ist vor allem deshalb wertvoll, weil seine Zeit inner
halb sehr enger Grenzen sicher feststeht. Es ist der grofse römische
Poet der Astrologie, der sogenannte Manilius. Im 5. Buch seines Ge
dichtes, das wir weiter unten noch genauer zu analysieren haben 1 ),
hat er die Wirkungen der TtapavaréMovra ausführlich beschrieben.
Unter den Sternbildern, die er hier aufzählt, ist aufser der fides, die
im XI. Kapitel (S. 266 f.) besprochen wurde, nur noch eines, das nicht
der Sphaera des Arat angehört. Als TrapavaxeMov der Wage erscheint
nach der Sagitta und vor der Lyra das Sternbild des haedus (v. 312sqq.):
3i2 At cum secretis improvidus haedus in astris 2 )
erranti similis fratrum vestigia quaerit
postque gregem longo producitur intervallo,
3i5 sollertis animos agitataque pectora in usus
effingit varios nec deficientia curis
nec contenta domo; populi sunt illa ministra
perque magistratus et publica iura feruntur,
non illo coram digitos quaesiverit hasta 3 )
320 defueritque bonis sector poenamque lucretur
noxius et patriam fraudarit debitor aeris,
cognitor est urbis, nec non lascivit amores
in varios 4 ) ponitque forum suadente Lyaeo
mobilis in saltus et scaenae mollior arte.
Die Brüder, denen 'in getrennten Sternen’ der Bock folgt, weit
hinter ihnen nachirrend, sind unzweifelhaft die Ziege und die Böck-
chen, die mit dem Zeichen des Stieres aufgehen. Man sagte statt
1) Kapitel XIY. 2) arvis vermutet ohne Not Bentley.
3) Ich schreibe die Stelle nach Bentley, da ich nichts Besseres weifs. Die
Rettung der Überlieferung von 318 ff. durch Yollmer, Berl. Philol. Woch. 1900,
Sp. 1293 (non ullo curam digito qui iuverit hastae) hat mich nicht überzeugt.
4) Auch hier hat Yollmer die Überlieferung des Gemblacensis (Cognitor
est . verbis nec non lascivit amaris in varios), in der schon das dann unglaub
lich matte 'in varios’ nicht zu ertragen ist, nicht mit Recht in Schutz ge
nommen. Firmicus las amoris wie L 1 V 2 M; er paraphrasiert: sed tamen lascivis
moribus et praeposteris amoris cupiditatibus obligatus etc.