5. 'Hero in astronomicis’.
481
publicique iuris factum libris omnino rarioribus esse adscribendum.“ Nun
habe ich zwar das Buch finden können, das Lindenbrog citiert: aber er
heifst es zu Unrecht Heron. Lindenbrog fügt nämlich a. a. 0. [ Hamburg
1609, in 4°] zu Ammianus XXII 15, 31, wo über das Auf hören des
Schattens zur Zeit der Sonnenwende in Syene gesprochen wird, als letzte
Belege: „Vide Strab. lib. II p. 78 Hero Alexand. Tiepi övoparuuv otcrpo-
vopiKujv pag. 31“. Was bei Hero stehen soll, ist also nicht angeführt:
aber um Syene mufs es sich handeln. Nun hat Conrad Dasypodius
(Rauchfufs) im Jahre 1579 nicht nur zum 1. Buch der Elemente des
Euklid (Argent. 1579, in 8°, fol. 33 v —50) die ’Ovöpaia YeuupexpiKa und
crepeoperpiKa des Heron herausgegeben, sondern auch noch ein zweites
Büchlein mit folgendem Titel: Oratio Cunradi Dasypodii de Disciplinis
Mathematicis: Ad Fridericum II. Sereniss. Regem Daniae etc. Eiusdem
Hieronis Alexandrini nomenclaturae Vocabulorum Geometricorum translatio.
Eiusdem Lexicon mathematicum, ex diuersis collectum antiquis scriptis.
Argent. Excudebat Nicolaus Wyriot. MDLXXIX. [Ausführlich hat diesen
seltenen Band beschrieben Th. H. Martin in seinem umfangreichen Werk
Recherches sur la vie et les ouvrages d’Héron d’Alexandrie et sur tous les
ouvrages mathématiques grecs, qui ont été attribués à un auteur nommé
Héron (= Mémoires prés, par div. sav. à l’Acad. des inscr., I. Série, tom. 4),
Paris 1854, p. 238—240.] Man kann durch das Eiusdem leicht zu der
Meinung kommen, dafs das 'Lexicon mathematicum’, welches nach dem
Hiero oder Hero zuerst lateinisch und dann griechisch folgt, jedesmal
eigens foliiert, gleichfalls von Heron stamme, und Lindenbrog war offenbar
dieses Glaubens; denn sein Citat Hero Tiepi ovopaxinv otcipovopnonv p. 31
geht in der That eben auf dieses Lexikon, da in ihm f. 31 v , mit dem Kopf
titel Trjc acxpovopiac ovöpaxa, wirklich von dem Fehlen des Schattens
in Syene zur Zeit der Sommersonnenwende die Rede ist. Das Citat
Lindenbrogs ist damit verifiziert; allein er ist vollständig im Irrtum,
wenn er, dem ersten Anschein folgend, diese Kompilation dem Hero zu
schreibt, die vielmehr von Dasypodius selbst aus allerlei alten Autoren,
z. B. aus dem Almagest und der Tetrabiblos des Ptolemaios, zusammen
gestellt worden ist. Nun hätte immerhin Is. Vois den gleichen Fehler
wie Lindenbrog machen und diesen Traktat ebenfalls dem Heron zuschreiben
können: aber diese Möglichkeit wird dadurch beseitigt, dafs sich die von
Vofs mitgeteilte Nachricht in der ganzen kleinen Schrift nirgendwo findet.
Vofs hat also jedenfalls nicht das gleiche Werkchen gemeint wie Linden
brog, und damit ist auch der Schlufs Jabionskis hinfällig, dafs Vossens
Citat 'Hero in astronomicis’ auf ein gedrucktes Buch sich beziehen mufs:
es scheint vielmehr, dafs Vofs an eine Handschrift denkt. Neue Hoff
nung und — neuen Trug bietet ganz gegen seine Gewohnheit Ludwig
Ideler. Er wiederholt in seiner Abhandlung über den Ursprung des Tier
kreises (Abh. der Berl. Akad. 1838) S. 9, Anm. 2 die Citate des Jabionski
aus Vofs und Lindenbrog (doch schreibt er falsch pag. 120 statt 123)
und fügt dann hinzu: „Diese Schrift ist noch nicht gedruckt. Eine Hand
schrift ist nach v. Aretins Beiträgen in der Münchener Bibliothek vor
handen“. Da könnte ich sie also in meiner nächsten Nähe finden. Allein
eine zu andern Zwecken unternommene vollständige Durchsicht der Aretin-
Boll, Sphaera barbarica. 31