Full text: Theorie der Mikrometer und der mikrometrischen Messungen am Himmel

Ermittlung der Ungleichheiten. 
I 2 I 
Die Ablesungen der Schraube erfordern demnach die Correctionen (in Theilen 
einer Umdrehung): 
(a — 25'0) 2 0 00054 — 0-0113 cos a — 00127 sin a + 0-0002 cos2a-+- 0-0022 sin 2 a. 
Es sei hier noch bemerkt, dass man nach einem von E. Lamp 1 ) aufgestellten 
Kriterium von vornherein leicht erkennen kann, ob die strenge Auflösung 
der Gleichungen nothwendig ist oder nicht; es ist ersteres der Fall, wenn 
die Grösse U=^(B X — B ^ cotang\b ^ wo B x und B 2 den grössten und kleinsten, 
und b 0 den mittleren Werth der b bezeichnen, einen merklichen Betrag hat. In 
dem obigen Falle ist b 0 — L677 oder ^¿ 0 =301°'8G, B x — B 2 = 0*0584, mithin 
U 
U (absolut) = 0"0008, so dass die Gleichungen strenge auigelöst werden müssen. 
Statt nach der oben auseinander gesetzten Methode wird man in vielen 
oder den meisten Fällen zweckmässiger verfahren, wenn man die Bestimmung 
der fortschreitenden und periodischen Schraubenfehler trennt und für beide die 
jedesmal günstigsten Bedingungen benutzt. Es ist dies der von Bessel bei der 
Untersuchung der Schrauben des Königsberger Heliometers eingeschlagene Weg. 
Was zunächst die periodischen Fehler angeht, so folgt aus den obigen Gleich 
ungen unmittelbar, dass die Glieder, welche vom einfachen Winkel abhängen, 
am sichersten bestimmt werden, wenn der gemessene Zwischenraum nahe m-j-i 
Umdrehungen beträgt, wo m = 0, 1, 2 . . , dass dagegen die Coefficienten der 
cos und sin des doppelten Winkels als günstigste Wahl ein Intervall von m dt % 
verlangen; im ersteren Fall erhält man a', ß' mit dem Gewicht 2 n, a", ß" mit 
dem Gewicht 0, im letzteren werden die Gewichte bezw. n und 2 n. Man gewinnt 
daher auf diese Weise zwei Bestimmungen von a' und ß 1 , die man gemäss ihren 
Gewichten combiniit. Es lassen sich ferner die vier Coefficienten gleichzeitig 
und mit demselben Gewicht bestimmen, indem man ein Intervall von m ± J- Um 
drehungen benutzt, aber das Gewicht dieser Bestimmung wird in Bezug auf 
die günstigste Wahl im Verhältniss von 3 zu 4 kleiner. Bei allen diesen Be 
stimmungen empfiehlt es sich, die Untersuchung nicht auf eine Windung zu be 
schränken, sondern auf mehrere auf einander folgende Windungen, und falls die 
Schraube über eine grössere Strecke benutzt zu werden pflegt, an verschiedenen 
Stellen derselben auszudehnen. Man kann dabei die oben abgeleitete Formel 
von a benutzen, um den jedesmaligen Antheil der fortschreitenden Fehler aus 
den Messungen wegzuschaffen. 
Es ist hier der Ort, an einigen weiteren, der Praxis entlehnten Unter 
suchungen die verschiedenen Verfahren und Kunstgriffe zu zeigen, die für die 
Ausführung der Messungen dienlich sein können. Bei der Untersuchung der 
Schraube des Fadenmikrometers eines 7 zölligen MERz’schen Refractors ging 
Kaiser in der folgenden Weise vor. Er befestigte an einer schweren, eichenen 
Platte vier kupferne Arme, welche eine zu ihr senkrechte Büchse trugen. In 
diese Büchse wurde ein Mikroskop eingeführt und unter demselben auf der 
Platte das Mikrometer festgeklemmt; ein geneigter Spiegel warf durch eine 
Durchbohrung Tageslicht in das Mikroskop. Als Vergleichsobject diente eine 
Glasscala, welche aus einem in 100 Theile getheilten Millimeter bestand. Es 
wäre nun das einfachste gewesen, dieselbe unmittelbar auf der Ocularröhre zu 
befestigen und die Ocularschiebung zur Verstellung der Scala gegen die beweg- 
*} E. Lamp, Ueber die BESSEL’sche Correctionsformel für Mikrometerschrauben. Astr. 
Nachr. Bd. 87 u. 88 .
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.