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Ungleichheiten einer Mikrometerschraube.
liehe Fadenplatte zu benutzen. Da aber bei diesem Mikrometer abweichend
von der meist üblichen Construction das Ocular sich gleichzeitig mit der be
weglichen Fadenplatte verschob, so musste ein anderer Weg eingeschlagen
werden. Kaiser entfernte den Ocularschieber und befestigte auf der Faden
platte eine einem anderen Instrument entlehnte Ocularröhre, welche ein mittelst
Schraube bewegliches Diaphragma hatte, und brachte auf diesem die Glasscala
an. Indem nun die Trommel der zu untersuchenden Schraube der Reihe nach
auf (FO, (hl . . . 09 gestellt wurde, wurden jedesmal nach einander der Anfangs
strich des \ Umdrehungen betragenden Intervalls mit der Hülfsschraube, der
Endstrich mit der Messschraube auf den Kreuzungspunkt der Mikroskopfaden
gebracht. Diese Untersuchung Kaiser’s 1 ) ist auch um deswillen von geradezu
klassischer Bedeutung, weil sie zuerst eine bis dahin kaum beachtete Fehler
quelle aufdeckte. Aussergewöhnlich starke und von dem Coincidenzpunkt ab
hängige Unterschiede — bis zu 0"-9 — bei einer Reihe von Doppelstern
messungen hatten es wahrscheinlich gemacht, dass die Schraube starke perio
dische Fehler habe, und in der That fand Kaiser aus einer vorläufigen Be
stimmung :
Anfangs
Fehler
punkt
u
o-oo
0-000
0-25
— 0025
0-50
— o-ooi
0-75
4- 0 013
Er vermuthete sogleich, dass diese starken Fehler nicht der Schraube selbst
zur Last fallen konnten, und seine Vermuthung wurde bestätigt, als das Mikro
meter auseinander genommen und die Stützfläche der Schraube näher betrachtet
wurde. Zwar schien der Stützpunkt in der Schraubenachse zu liegen, aber der
Steincylinder war schief in seiner Höhlung gebettet und auf seiner Stirnfläche
zeigte sich eine Unebenheit; ferner war der Stein in seinem Lager nicht fest,
sondern konnte verschiedene Lagen darin einnehmen. Kaiser drehte den Cylinder
herum, so dass die Unebenheit, welche vorher dem Stützpunkt nahe gelegen
hatte, weiter davon entfernt bleiben musste, und stellte seine Grundfläche, so
gut es anging, senkrecht auf die Schraubenachse. Die Wiederholung der Mes
sungen führte nun zu folgendem Ausdruck:
<p(a) = — 0-00136 cos a — 0-00724 sin a -+• 0-00110 cos 2 a -+- 0-00134 sin 2 a.
Es zeigte sich also, dass die periodischen Fehler durch die vorgenommene
Operation ganz erheblich vermindert worden waren, wenngleich sie auch jetzt
noch einen merklichen Betrag erreichten; das Ueberwiegen des Sinus-Coeificienten
deutete darauf hin, dass die frühere Fehlerquelle, schiefer Stand der Stützfläche
in Verbindung mit einer Excentricität des Stützpunktes, zum geringeren Theil
auch nach der Verbesserung fortbestand.
Ein anderes Verfahren zur Bestimmung der Schraubenfehler wurde von Dun£r
befolgt 2 ). Ein mit einer Messschraube versehenes Mikroskop wurde auf passende
Weise über dem mit einem starken Ocular versehenen Mikrometer und in der
Eenige Opmerkingen omtrent de periodieke Fouten van Mikrometer Schrouven door
F. Kaiser (in »Verslagen en Mededeelingen der Koninklijke Akademie van Wetenschappen Afd.
Natuurkunde 2 . Reeks Deel I« Amsterdam 1866 . Auch französisch in »Archives Néerlandaises«
T. IV 1869 .
*) N. C. Dunér, Mesures Micrométriques d’étoiles doubles. Lund 1876 .