Mikrometer von AlRY.
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AIRY’s Doppelbildmikrometer.
Airy hat bei dem nach ihm benannten Mikrometer die im vorhergehenden
erwähnten Schwierigkeiten in sehr sinnreicher und zugleich einfacher Weise be
seitigt. Ausgehend von der Erwägung, dass für die einzelnen Objectpunkte die
Achsen der Lichtkegel nahezu parallel auf die erste Linse aufiallen und sich im
zweiten Brennpunkt derselben vereinigen, brachte er die getheilte Linse in
den Brennpunkt der ersten und erreichte dadurch, dass alle Lichtkegel durch
die Schnittlinie in je zwei gleiche Theile zerlegt wurden. Dadurch war der erste
grosse Uebelstand gehoben. Das AiRY’sche Doppelbildmikrometer in seiner ur
sprünglichen Form, sowie es von 1840 ab mehrere Jahre auf der Greenwicher
Sternwarte benutzt worden ist, ist hiernach ein achromatisches, terrestrisches
Ocular, bei welchem die zweite Linse von der ersten dem Objectiv zugekehrten
Linse um deren Brennweite absteht. Diese Linse ist durch einen durch die
Achse des Fernrohrs gehenden Schnitt getheilt, die eine Hälfte ist fest, die andere
durch eine Schraube mit getheiltem Kopf längs der Schnittlinie beweglich. Der
ganze Apparat ist mittelst eines gezahnten Rades und eines Triebes um die
Fernrohrachse drehbar und die Stellung der Schnittlinie kann an einem getheilten
Kreise abgelesen werden. Die Vergrösserung wird durch Austausch der dem
Auge nächsten Linse geändert. In vielen Fällen ist es nothwendig, die Helligkeit
des durch die eine Hälfte entworfenen Bildes im Vergleich zu derjenigen des anderen
Bildes moderiren zu können, und dies geschieht einfach dadurch, dass durch eine
geringe Drehung des ganzen Apparates um eine der Schnittlinie parallele Axe der
Querschnitt des auffallenden Lichtkegels in einem anderen Verhältniss getheilt wird.
Was die Farbenzerstreuung angeht, so hatte Airy bei dieser ersten Con-
struction zunächst dafür gesorgt, dass das Ocular an sich, wenn die beiden
Hälften zusamrnengeschraubt waren und nur eine Linse bildeten, völlig achro
matisch war, oder dass die verschiedenfarbigen Strahlen, in die ein auf die erste
Linse auffallender weisser Strahl zerlegt wurde, in paralleler Richtung in das
Auge gelangten und so ein farbenfreies Bild erzeugten. Es ist mit Rücksicht
auf das Folgende von Interesse hierauf etwas näher einzugehen 1 ). Seien die
Brennweiten der 1., 2., 3., 4. Linse beziehungsweise p, q } r, s und die Abstände
zwischen der 1. und 2., der 2. und 3., der 3. und 4. Linse a, b, c, dann wird
ein Lichtstrahl, der die 1. Linse in einem Abstand m von der Achse trifft, unter
der Voraussetzung, dass er als parallel zur Achse angesehen werden kann, nach
der Brechung durch die vier Linsen die Achse in einem Punkte schneiden, der
— wie aus bekannten Formeln der Dioptrik leicht hervorgeht — um die Grösse
sA
v = ~B*
wo
A = abc — bcp —{a 4- b)cq — (b 4- c)ar 4- cpq -\-(b-\-c)pr-t-(a-\-b + c)qr—pqr
B = abc — bep -(a + b)cq —(b 4- c)ar — abs 4- cpq -h(b 4- c)pr
4- {a 4- b 4- c)qr 4- bps 4- (a 4- b)qs 4- ars — pqr — pqs — prs — qrs
von der letzten Linse absteht; und ebenso findet man leicht den Abstand des
Punktes, wo er die 4. Linse trifft, von der Achse:
mA
u — pqr'
folglich wird die Tangente des Winkels, den der Strahl nach seinem Austritt aus
der 4. Linse mit der Achse des Fernrohrs macht
J ) Memoirs of the Royal Astronomical Society of London, Vol. XV.