Ocular-Prismenmikrometer von v. Steinheil.
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loren ging. Anstatt den Abstand der Bilder durch die Verschiebung der Prismen
längs der Fernrohrachse zu ändern, machte Boscovich 1 ) den Vorschlag, inner
halb des Fernrohres (oder auch unmittelbar vor dem Objectiv) ein Doppelprisma
anzubringen in Form von zwei achromatischen Prismen von gleicher Brechung,
von denen das eine auf dem anderen um messbare Winkel gedreht werden
konnte, so dass die Ablenkung sich zwischen den Grenzen 0 und dem doppelten
Betrag der Brechung jedes einzelnen Prismas bewegten. Ausserdem sollte die
Bewegung in der Richtung der optischen Achse beibehalten werden, um kleinere
Aenderungen in der Entfernung der Bilder hervorbringen zu können. Weder
dieser Vorschlag, noch auch das MASKELYNE’sche Mikrometer ist für die mikro
metrischen Messungen von Bedeutung geworden.
v. STEINHEIL’s Ocular-Prismen-Mikrometer.
Bei dem von C. A. v. Steinheil construirten Doppelbildmikrometer 2 ) werden
die doppelten Bilder durch Reflection an spiegelnden Flächen erzeugt, welche
gegen einander geneigt werden können; als solche dienen die Hypothenusen-
flächen von total reflectirenden
Prismen. Der Apparat ist in
Fig. 339 dargestellt. In dem
Gehäuse A befinden sich am
unteren Ende und in den gleich
geformten prismatischen Raum
B eintretend zwei rechtwinklige
Prismen, die neben einander ge
stellt sind und, das eine durch
die Schraube a, das andere durch
die auf der entgegengesetzten
Seite liegende Schraube b um eine
auf der Ebene der Zeichnung
senkrechte Achse gedreht werden
können. Der Betrag der Drehung
wird auf den getheilten Trommeln
und für die ganzen Revolutionen
an kleinen Scalen, von denen die
eine in der Figur sichtbar ist, ab
gelesen. Die von einem Punkte
der Focalebene des Fernrohrs
ausgehenden Strahlen werden
durch eine unmittelbar unter den
Prismen befindliche Linse von
etwa 10 cm Brennweite parallel
gemacht, an den Hypothenusen-
flächen total reflectirt und treten
nach einer nochmaligen Reflection in dem total reflectirenden Prisma C in
das Fernrohr f\ hier entstehen zwei Bilder, deren Abstand genähert pro
portional ist der Neigung, welche die spiegelnden Flächen der beiden Prismen
mit einander machen. Die Lichtbüschel bleiben, wie v. Steinheil besonders
(A. 339.)
Ocular-Prismen-Mikrometer von
Steinheil.
») Phil. Trausactions 1777 .
2 ) Astr. Nachr. Bd. 26 . — Siehe auch Central-Zeitung für Optik und Mechanik. VI. Jahrg