Full text: Theorie der Mikrometer und der mikrometrischen Messungen am Himmel

t)oppelbildmikrorneter. 
170 
die Bisectionen durch Richtungsbeobachtungen ersetzt werden, welche bei 
einigermaassen unruhigen Bildern sehr viel leichter auszuführen sind, als 
die ersteren. »Sind die Objecte durch die gleichmässig auf beide 
wirkenden Wallungen der Luft unruhig bewegt, so wird dadurch, obschon 
die Bilder in Folge der Unruhe sich unablässig etwas mehr oder weniger vom 
Faden entfernen, die Richtung ihrer Verbindungslinie gar nicht geändert, und 
der Eindruck, den man von dem Richtungsunterschiede zwischen dieser Linie 
und dem Faden empfängt, gewiss nur sehr wenig beeinträchtigt. Man beobachtet 
daher diesen Parallelismus, bezogen auf ein einziges Lineargebilde, 
den Faden, mit grosser Ruhe und Sicherheit, und erhält die schärfste Controlle 
dafür in dem Augenblick, in welchem der Faden über beide Bilder streicht, 
während man bei der gewöhnlichen Distanz-Einstellung mit dem Fadenmikrometer 
Abstandsunterschiede von zwei verschiedenen Lineargebilden zu schätzen 
hat.« Dies stimmt auch mit den Erlahrungen der hervorragendsten Doppelstern 
beobachter überein, insofern mit dem Schraubenmikrometer wenigstens innerhalb 
der vier ersten Ordnungen (nach W, Struve) der Positionswinkel genauer gemessen 
wird, als die Distanz. Und da überdies auch die systematischen Fehler unter der 
oben angeführten Voraussetzung aus der vollständigen Distanzmessung heraus 
fallen, so wird man nach dieser Richtung dem Wellmann’ sehen Mikrometer 
gewiss einen Vorzug einräumen dürfen. Auch hinsichtlich der Positionswinkel 
haben die Untersuchungen Knorre’s insofern ein sehr zufriedenstellendes Resultat 
ergeben, als die Messungen keine Spur einer Abhängigkeit von der Richtung 
zur Vertikalen gezeigt haben; es wird dies darauf zurückgeführt, dass man statt 
der gewöhnlichen Einstellung der Verbindungslinie beider Componenten parallel 
zum Faden zwei in jeder Stellung des Positionskreises nahezu parallel 
bleibende Verbindungslinien je zweier gleichnamigen Componenten zum Zu 
sammenfallen in eine gerade Linie zu bringen hat, von welchen Componenten 
die beiden äussersten um p. -4- A von einander abstehen. Auch dies ist mit 
gewissen Erfahrungen am Positionsmikrometer insofern in Einklang, als der 
systematische Fehler bei grösseren Distanzen (Ordn. IX nach W. Struve 32”—64”) 
unmerklich zu werden scheint. — 
Die oben angeführten Formeln sind nicht ganz strenge, wenn man als doppelt- 
brechendesPrisma ein solches, wie es gewöhnlich für physikalische Zwecke geschliffen 
wird, ein RocHON’sches oder ein WoLLASTON’sches Pris 
ma benutzt. Der Unterschied dieser beiden Prismen 
besteht bekanntlich darin, dass wenn Fig. 352 einen 
Durchschnitt senkrecht zu den brechenden Kanten 
darstellt, die Hauptachse in dem ersten, dem Objectiv 
zugekehrten Halbprisma bei Rochon parallel zu ab, 
bei Wollaston dagegen parallel zu ac ist, während 
in dem zweiten Halb-Prisma die Hauptachse in beiden 
Fällen parallel zur brechenden Kante steht. Beide 
Prismen haben nun die Eigenschaft, dass, wenn man 
durch sie eine Gerade oder einen geradlinig verlaufenden Faden betrachtet, 
das ausserordentliche Bild im Allgemeinen nicht unerheblich gegen das ordent 
liche Bild geneigt ist. Ist m der absolute Brechungsindex für die ordentlichen 
Strahlen, n derselbe für die ausserordentlichen Strahlen (senkrecht zur Hauptachse) 
p der brechende Winkel, k=—^—, s = ^ ^ an S^P> so nac h den Unter 
suchungen von Brendel die Tangente des Winkels, den die beiden Fadenbilder
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.