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Diesen Gedanken trug er 36 Jahre mit sich herum, und
nachdem er ihn völlig bei sich ausgebildet hatte, gab er
ihn der Welt in seinem unsterblichen Werbe „de revolu
tionibus orbium coelestium.“
2.
Diese Stelle von Archimedes in seinem Arenario hat
Coperuibus wohl nicht gebannt, worin Archimedes erzählt:
Aristarch von Samos habe gesagt: „dass die Sterne sich be
wegen , und dass die Sonne unbewegt bleibe; dass die
Erde in einem Zirbel um die Sonne laufe, und dass die
Sphäre, welche die Sterne führte, auch um die Sonne
ginge. Diese Sphäre sei aber von solcher Grösse, dass
der Kreis der Erde sich zu ihr verhalte, wie der Mittel
punkt eines Kreises zu seiner Oberfläche.“
Aristarch lebte 280 Jahre vor Christi Geburt, und war
auf der Insel Samos geboren, dem Mutterlande der Pytha-
goräischen Secte.
Die Athenienser, abergläubisch wie die späteren Römer,
glaubten, dass diese Meinung gegen die Religion sei, weil
die Erde dadurch den Ehrenplatz im Universo verlöre.
Cleanthus, ein Schüler des Zeno, klagte den Aristarchus
an, dass er den Dienst der Göttin Vesta verachte, w r eil
er sie aus dem Mittelpunkte der Erde stosse.
Diese Anklage vor der Atheniensischen Inquisition giebt
man als Ursache an, warum man damals das copernikanische
System so geheim gehalten, dass es wieder verloren ging.
Aber das Gebiet von Athen war klein, und im übrigen
Griechenland, in Kleinasien und Italien, wo damals eben so
viel Cultur war, als in Athen, war keine Göttin Vesta und
keine atheniensische Inquisition.