Full text: Allgemeine Himmelskunde

Erklärung der Erscheinungen. — Zusammenfassung. 147 
In Beziehung auf den gestirnten Himmel ist der Polbewohner (?) am 
meisten im Nachtheile. Ihm ist nur eine und immer dieselbe Hälfte des Fix 
sternhimmels zu schauen vergönnt, und alle Sterne sind Circumpolarsterne, die 
in dem Horizonte parallelen Tagkreisen sich scheinbar um ihn herumdrehen. 
Die südliche Halbkugel des Himmels' bleibt seinen Blicken beständig verborgen. 
Nicht besser ist es am Südpol der Erde. Hier gestalten sich alle Er 
scheinungen denen des Nordpols durchaus ähnlich, nur sind die Tages- und 
Jahreszeiten stets die entgegengesetzten. Der Sommer und Tag beginnt mit dem 
23. September, der Winter und die Nacht am 21. März. Außerdem sind nur 
die Sterne der südlichen Halbkugel des Himmels sichtbar; Menschen aber 
werden sie hier wohl nicht leuchten! 
Nach dieser kurzen Beschreibung der Erscheinungen wird hoffentlich jeder 
Leser im stände sein, sich den Verlauf derselben für irgend eine Breite zu 
construiren. 
Der Uebersichtlichkeit wegen fassen wir die wichtigsten Resultate der bis 
herigen Betrachtungen noch einmal kurz zusammen. 
Gr. Zusammenfassung. 
1) Die Lage der Parallelkreise des Himmels zum Horizonte kann für die 
ganze Erde eine dreifache sein: sie stehen entweder senkrecht, oder 
schief auf dem Horizonte, oder sie laufen mit demselben parallel. Man 
pflegt darum drei Sphären zu unterscheiden, nämlich: 
die senkrechte Sphäre (sphaera recta) auf dem Aequator, 
die schiefe Sphäre (sphaera öbliqua ) an allen Punkten zwischen dem 
Aequator und den Polen, 
die parallele Sphäre (sphaera parallda) auf den beiden Polen. 
2) Auf dem Aequator, in der senkrechten Sphäre, sind Tag und Nacht 
beständig gleich lang; es giebt keinen längsten und keinen kürzesten Tag. 
3) In der schiefen Sphäre findet eine Veränderung in den Tages 
längen statt, die um so größer ist, je größer die geographische Breite ist. 
Auf den Wendekreisen beträgt der Unterschied des längsten und des kürzesten 
Tages ungefähr 3 Stdn., in Berlin, in 52 1 / 2 0 nördl. Breite, etwa 9 Stdn., an 
den Polarkreisen volle 24 Stdn. 
4) Innerhalb der Polarkreise geht die Sonne im Sommer dieser He 
genden Tage, Wochen, Monate lang nicht auf und im Winter nicht unter. 
Der ununterbrochene Tag wächst von den Polarkreisen bis zu den Polen von 
1 Tag bis zu 6 Monaten, und dasselbe gilt von der Nacht. 
5) In der parallelen Sphäre, an den Polen, ist der Tag gleich 6 Mo 
naten, und dieselbe Länge hat die Nacht; es sind also hier, wie am Aequator, 
Tag und Nacht eigentlich einander gleich. Außerdem fallen die Tageszeiten 
mit den Jahreszeiten zusammen. 
6 ) Auf dem Aequator scheint die Sonne zweimal im Jahre zu Mittag 
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