Full text: Allgemeine Himmelskunde

Erklärung der Erscheinungen. — Entstehung der Jahreszeiten. 
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recht auf der Ebene der Bahn stehen; denn ein Satz, der falsche Fol 
gen hat, ist falsch. 
B. Angenommen, die Erdachse fiele in die Ebene der Erdbahn. 
Ganz andere Folgen würden sich ergehen, wenn die Erdachse mit der 
Ebene der Erdbahn zusammenfiele, welche Lage die Fig. 50 veranschaulichen 
soll. Die Erdachse muß dabei 
stets als dieselbe Dichtung im 
Raume beibehaltend oder sich 
selbst parallel fortschreitend ge 
dacht werden. 
Während der Erdäquator un 
ter der vorigen Annahme mit der 
Ebene der Bahn zusammenfiel, 
stände er nun senkrecht auf der 
selben und schnitte sie nur in 
einer geraden Linie. Darum 
müßte auch der Himmelsäquator mit der Ekliptik einen rechten Winkel machen; 
die Schiefe der Ekliptik wäre = 90°, und die Himmelspole lägen stets 
in dem letzteren Kreise. 
Eigenthümliche "Verhältnisse müßten sich nun hinsichtlich des Wechsels 
der Jahreszeiten ergeben. In A würde der Aequator senkrecht beschienen 
werden, und die Lichtgrenze ginge von Pol zu Pol. Die Aequatorbewohnor 
hätten die Sonne zu Mittag in ihrem Zenith und wären unschattig, die Pol 
bewohner (?) dagegen sähen sie den Horizont umkreisen und wären umschattig. 
Uebrigens wären auf der ganzen Erde Tag und Nacht gleich, wie bei uns im 
Frühlinge. 
Indem aber die Erde von A bis B fortschritte, müßte die Lichtgrenze sich 
mehr und mehr von den Polen entfernen und sich dem Aequator nähern, bis 
sie in B selbst mit dem Aequator zusammenfiele. Bei dieser letzteren Lage 
der Erde zur Sonne würde der Nordpol senkrecht von den Sonnenstrahlen ge 
troffen und der Aequator gestreift. Am Nordpol sähe man die Sonne im Ze- 
nithe, im Nordpol des Himmels. Man hätte sie auf dem Wege der Erde von 
A bis B vom Horizonte bis zum Zenithe sich hinaufschrauben und dabei ihre 
Tagkreise sich beständig verkleinern sehen, bis sie im Zenithe für einige Zeit 
scheinbar zum Stillstand gekommen. Alle senkrechten Gegenstände wären nun 
unschattig, und es herrschte tropische Hitze. 
Ein Aequatorbewoliner hingegen hätte auf dem Wege der Erde von A bis 
B bei stets gleich langen Tagen und Nächten die Mittagshöhe der Sonne von 
90° bis zu 0° abnehmen sehen, bis ihm die Sonne in B scheinbar unbeweg 
lich im Nordpunkte des Horizontes erschiene und nachtlose Tage brächte. 
Den zwischen dem Nordpol und dem Aequator Wohnenden würde dabei
	        
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