Erster Abschnitt.
Von den scheinbaren Bewegungen der Himmelskörper in allgemeinen
Umrissen.
Erstes Kapitel.
Von der scheinbaren Bewegung der Sonne.
Von allen Gestirnen des Himmels ist die Sonne das für uns wichtigste,
und zwar durch zwei ihrer Gaben, durch Licht und Wärme. Darum wollen wir
uns zuerst zu ihr wenden und ihre täglich zu beobachtende Bewegung in großen
Umrissen betrachten.
1. Auf- und Untergang, Auf- und Untergangspunkt. Die Sonne
erblicken wir nicht immer, sondern nur während des Tages am Himmel. Sie
erscheint zuerst des Morgens am östlichen Himmel in einem Punkte des Hori
zontes, und wir sagen von ihr: sie geht auf. Der Punkt des Horizontes, in
welchem der Mittelpunkt der Sonnenscheibe aufgeht, heißt ihr Aufgangs-
punkt. Von diesem Punkte aus erhebt sie sich als eine glänzende Scheibe im
Laufe des Vormittags immer höher über den Horizont, bis sie zu Mittag den
höchsten Punkt in ihrer Bahn eingenommen hat. Während des Nachmittags
senkt sie sich von diesem Punkte an der entgegengesetzten Seite des Himmels
dem Horizonte wieder zu, bis sie denselben am Abend in einem Punkte, Unter
gangspunkt genannt, erreicht, um nun, von uns ungesehen, ihren Weg
unter dem Horizonte fortzusetzen und am nächsten Tage einen ähnlichen Weg
zu durchlaufen.
2. Tag- und Nachtbogen. Wenn wir den über dem Horizonte liegenden
Theil der Sonnenbahn betrachten, so erscheint uns derselbe als ein Theil eines
Kreises oder als ein Bogen. Dieser Bogen, der mit dem Aufgangspunkte be
ginnt und mit dem Untergangspunkte endigt, wird bei Tage durchlaufen und
darum der Tag bogen genannt. Dieser Bogen steht nicht senkrecht, sondern
schief auf dem Horizonte. Den höchsten Punkt im Tagbogen erreicht die Sonne
zu Mittag, und man sagt dann von ihr: sie culminirt; darum nennt man
diesen Punkt den Culminationspunkt, und zwar den obereu Culminations-
punkt. Er liegt in der Mitte zwischen dem Auf- und dem Untergangspunkte
und theilt den Tagbogen in zwei gleiche Theile, welche Vor- und Nach