Full text: Allgemeine Himmelskunde

Scheinbare Bewegung des Mondes im allgemeinen. 
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Zweites Kapitel. 
Von der scheinbaren Bewegung des Mondes. 
1. Uebereinstimmung seiner Bewegung mit der der Sonne. Wen 
den wir unsere Aufmerksamkeit auf den Mond, den treuen Begleiter der Erde, 
so finden wir neben mancherlei später genauer zu erörternden Verschiedenheiten 
in seiner täglichen Bewegung viel mit dem Laufe der Sonne Uebereinstimmendes. 
Auch er beschreibt täglich von 0. nach W. einen Tagkreis, welcher, wie der 
der Sonne, schief auf dem Horizonte steht und von diesem in zwei Theile ge- 
theilt wird. Auch er geht täglich auf und unter und culminirt zweimal, über 
und unter dem Horizonte. 
2. Abweichung in der Zeit des Auf- und Unterganges. Eine Ver 
schiedenheit indessen findet in Beziehung auf die Zeit des Auf- und des Unter 
ganges, sowie der Culminationen statt. Denn während diese Erscheinungen bei 
der Sonne an bestimmte Tageszeiten gebunden sind, der Aufgang an die Morgen-, 
der Untergang an die Abendzeit u. s. w., erfolgen dieselben bei dem Monde im 
Laufe eines Monats zu den verschiedensten Zeiten. - Er kann bei Tage und bei 
Nacht, Vor- und Nachmittags culminiren, auf- und untergehen, und ist man 
etwas aufmerksam, so findet man, daß er zu seinem Tagkreise mehr als 24 Std., 
nämlich etwa 24 Std. 50 Min. gebraucht. 
3. Wechsel der Gestalt. Außer dieser Verschiedenheit in der Zeit ist 
es der Wechsel in der scheinbaren Gestalt des Mondes, der besonders auffällt. 
Im allgemeinen unterscheidet man 4 Hauptgestalten oder Phasen des Mondes: 
Neumond, erstes Viertel, Vollmond und letztes Viertel. 
Als Neumond, im Kalender & bezeichnet, ist der Mond weder bei Tage 
noch bei Nacht am Himmel zu sehen, da seine dunkle Seite der Erde zugekehrt 
ist. Als erstes Viertel i zeigt er die rechte Hälfte: als Vollmond @ die 
ganze Scheibe, und als letztes Viertel ü nur die linke Hälfte seiner Scheibe 
erleuchtet. Bei einiger Aufmerksamkeit nimmt man ferner wahr, daß dieser 
Lichtwechsel binnen einem Monate oder genauer in 29 */2 Tg. vor sich geht. 
4. Zu- und abnehmender Mond. Vom Neumond bis zum Vollmond 
nimmt die Lichtgestalt des Mondes an Breite zu, und er heißt in dieser Zeit 
zunehmender Mond; vom Vollmond bis zum Neumond aber nimmt sie an 
Breite ab, und wird der Mond dann abnehmender Mond genannt. Im ersto- 
ren Falle ist die erleuchtete Seite nach rechts oder nach W. gerichtet, und 
es läßt sich aus derselben, namentlich aus der Sichel, durch Hinzufügung eines 
ähnlichen Bogens ein 3 formen; im letzteren Falle wendet er die erleuchtete 
Seite nach links oder gegen 0., und es kann dieselbe als der Anfangszug eines 
a betrachtet werden. So diktirt also der Mond gleichsam jedem Beschauer, 
ob er zu- oder abnimmt; wer aber die später zu besprechende Entstehung der 
Phasen kennt, bedarf dieses einfachen Hilfsmittels nicht, um stets zu wissen, 
wie es mit dem Monde steht.
	        
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