Full text: Allgemeine Himmelskunde

Vorbereitung zur Betrachtung der scheinbaren Bewegungen im specielleren. 11 
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sind also 
zwei von einander zu unterscheidende Begriffe. Denn nach dem Gesagten ist 
der Mittagskreis der Scheitelkreis, welcher durch die beiden 
Pole gellt (also ein Kreis am Himmel), und die Mittagslinie die Durch 
schnittslinie der Ebene des Mittagskreises mit der Ebene des 
Horizontes (mithin eine Linie auf der Erde). Da jeder Ort sein eigenes 
Zenith hat, so hat auch jeder seinen eigenen Meridian und seine eigene Mittags 
linie. Beide sind genau von S. nach N. gerichtet. Dadurch erhalten sie eine 
besondere Wichtigkeit, indem man durch sie eine mathematische Grundlage für 
die Himmelsgegenden gewinnen kann. Wir wollen darum bei ihnen noch 
verweilen und ein Verfahren andeuten, durch welches man im stände ist, auf 
einfache Weise die Lage der Mittagslinie genau zu bestimmen. 
2. Verschiedene Länge des Schattens eines Gegenstandes. Jeder 
Körper, der von einem Lichte beleuchtet wird, hindert die ihn treffenden Licht 
strahlen mehr oder weniger, den hinter ihm liegenden Kaum zu erhellen, und 
so entsteht, dem Licht abgewendet, ein dunkler Raum, welcher der Schatten 
des Körpers heißt. Dieser dunkle Raum stellt sich auf einer hellen Fläche 
mehr oder weniger deutlich als ein Bild dos Gegenstandes dar, und im gewöhn 
lichen Leben pflegt man dieses Bild oder die Schattenfigur den Schatten zu 
nennen. Aus der Entstehungsweise des Schattens folgt von selbst, daß auch 
das Schattenbild dem erleuchtenden Körper abgekehrt ist. 
Es sei, Fig.4, abc d eine von der Sonne erhellte horizontale Fläche, in welcher 
ein Stab e f senkrecht errichtet ist. 
^ l ^' Steht die Sonne in s, so hat der 
Schattenraum die Gestalt des 
Dreiecks e f g, und f g ist in die 
sem Falle die auf der Fläche 
sich als ein dunkler Strich dar 
stellende Schattenfigur. Stände 
die Sonne in s', also höher, so 
wäre sowohl der Schattenraum 
efh, als auch die Schattenfigur 
fh kleiner als vorher. Befände 
sich hingegen die Sonne in s ", 
also niedriger, so wäre der 
Schattenraum e f i und die 
Schattenfigur fi größer als im ersten Falle. Man sieht also, daß die Länge 
des Schattens von der Höhe der Sonne abhängig ist: Je höher die Sonne, 
desto kürzer, je tiefer die Sonne, desto länger der Schatten eines 
senkrechten Stabes. Bei gleicher Sonnenhöhe muß der Stab auch 
gleich lange Schatten werfen, und beim höchsten Sonnenstände 
muß der Schatten am kürzesten sein. 
Da im Laufe des Vormittags die Höhe der Sonne zu-, während des Nach 
mittags aber ab nimmt, so muß sich in ersterer Zeit der Schatten eines senk
	        
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