Full text: Allgemeine Himmelskunde

Das Planetensystem in seinem jetzt bekannten Zustande. 287 
Uebrigens ist das sogenannte i?or7esche Gesetz, das indessen lange vor ihm 
bekannt war, ein sehr einfaches Mittel, sich ungefähr den Abstand der Pla 
neten von der Sonne zu merken. Außerdem hat das eigentümliche Verhältnis 
der Entfernungen, namentlich die große Lücke, welche vor der Entdeckung der 
Asteroiden zwischen Mars und Jupiter bestand, schon frühere Astronomen, unter 
andern auch Kepler, auf die Vermutung geführt, daß hier ein noch unbe 
kannter Planet um die Sonne kreisen werde, und Bode drang darauf, denselben 
aufzusuchen. Die Lücke ist gegenwärtig ausgefüllt, aber nicht durch einen, 
sondern durch 108 kleine Planeten, und wer weiß, ob mit dieser Zahl alle vor 
handenen gezählt sind. — Endlich hat das Bode sehe Gesetz noch einigen An 
teil an der Entdeckung des äußersten Planeten, des Neptun; denn es lieferte 
dem scharfsinnigen Leverrier wenigstens eine ungefähre Angabe der Ent 
fernung und mit dieser in Verbindung mit dem dritten Keplerschen Gesetze 
auch der Umlaufszeit des vermuteten Planeten zu seinem verwickelten, mit 
so günstigem Erfolge gekrönten Calcul. 
9. Noch einige das ganze Sonnensystem betreffende Bemer 
kungen. Ehe wir zu der folgenden Abtheilung des Buches, welche der topo 
graphischen Beschreibung der einzelnen Bestandteile des Sonnensystems ge 
widmet sein wird, übergehen, mögen hier schließlich noch einige allgemeine 
Bemerkungen über das ganze System ihre Stelle finden. 
Die Sonne ist der Centralkörper des ganzen Systems. Sie steht in dem 
gemeinsamen Brennpunkte der elliptischen Bahnen aller Planeten und Kometen, 
und fesselt durch ihre außerordentliche Masse, welche die aller Planeten über 
700 mal übertrifft, und durch die dadurch bedingte große Anziehungskraft alle 
Körper des Systems an sich. Natürlich wirkt sie auf die ihr näheren Körper 
mit größerer Kraft, als auf die ihr ferneren, und da sich diese Kraft in der 
Geschwindigkeit der Bewegung äußert, so müssen die Geschwindigkeiten der 
Planeten mit ihrer Entfernung von der Sonne abnehmen. Während Merkur im 
Durchschnitt täglich 14732",55 in seiner Bahn fortschreitet, legt Neptun nur 
21",69 zurück. 
Die Bahnen aller Planeten sind Ellipsen. Bei den größeren Planeten 
weichen diese im allgemeinen sehr wenig von einem Kreise ab. Dem Kreise 
am nächsten ist die Venusbahn, deren Excentricität nur 0,00686 der halben 
großen Achse beträgt; am meisten excentrisch bei den bezeichneten Planeten 
ist die Merkursbahn, deren Excentricität = 0,2056 ist. 
Viel größere Excentricitäten zeigen die kleineren Asteroiden. So ist z. B. 
die der Polyhymnia — 0,3318 oder über 1 /3 der halben großen Achse. 
Am meisten vom Kreise weichen die Kometenbahnen ab; so beträgt 
z. B. die Excentricität der Bahn des Hcdleyschen Kometen 0,9673, d. i. mehr als 
24 /25 der halben großen Achse. Diese Körper kommen daher zur Zeit ihres Perihels 
der Sonne oft sehr nahe, während sie sich im Aphel weit von ihr entfernen. 
Da sie uns nur in der Nähe der Sonne sichtbar sind, so liegt unter andern 
hierin der Grund, daß sie im allgemeinen so selten und dann nur auf kürzere
	        
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