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Topographie des Himmels.
Fig. 85.
einer sehr großen Zahl kleiner, sehr lichter Punkte oder Flämmchen auf weniger
hellem Hintergründe bedeckt, wodurch die ganze Fläche das Ansehen eines
feinen Netzes erhält. Jene gewöhnlich mit dem Namen Granulation be-
zeielmeten lichten Punkte sind meist länglich oval, Reiskörnern vergleichbar,
und 1 /i bis V breit und etwa doppelt so lang. In der Nähe von kleinen
Flecken oder solchen, die sich schließen wollen, verlängern sie sich bedeutend
und nehmen fast die Form von Weidenblättern an, deren Längsrichtung senk
recht zum Fleckenrande ist. Zuweilen sah Secclii in Rom sich solche Blätter
von einander trennen, in die Mitte des Fleckes stürzen und dann, nachdem sie
sich in röthliches Gewölk verwandelt hatten, verschwinden. Hiernach scheint
die Sonnenoberfläche mit unzähligen Flämmchen übersäet, die das Bestreben
zeigen, sich dahin zu bewegen, wo ihre Verbindung unterbrochen ist.
Zu den meisten Zeiten erscheinen in der Sonnenscheibe dunklere Stellen,
die Sonnenflecken genannt werden. Sie zeigen oft merkwürdige Formen,
wie aus der Zeichnung Fig. 85 zu ersehen ist. Es stellt dieselbe Flecken
gruppen dar, wie sie von einem sehr fleißigen
Beobachter, Fastorf, am 24. Mai 1828 zu Frank
furt a. 0. beobachtet worden sind, und mit deren
Hilfe die folgende kurze Beschreibung der Flecken
verständlicher sein wird.
Die Gestalt und Größe der Sonnenilecken ist
einem beständigen Wechsel unterworfen, und es
scheint eine stufenmäßige Entwicklung an ihnen
unterschieden werden zu müssen. Zur Zeit der höchsten Ausbildung zeigen sie
in ihrer Mitte einen größeren oder kleineren, scheinbar ganz schwarzen Fleck
von selten rundlicher, gewöhnlich ganz unregelmäßiger, zackiger Form. Die
eigentliche Farbe ist aber jedenfalls nicht schwarz, sondern rothbraun, und
er strahlt noch so viel Licht aus, daß man im Spektroscop ein Spektrum von
ihm erhalten kann. Gehen Merkur und Venus vor der Sonnenscheibe vorüber,
so zeigen sich ihre Scheiben bedeutend dunkler als die scheinbar dunkelsten
Kernflecken. Diese erscheinen meist mit einer schmaleren oder breiteren grauen
Einfassung, dem sogenannten Hofe oder der Penumbra umgeben, in welcher
sich gewöhnlich dunklere Punkte oder meist nach der Mitte des Kernflecks
zulaufende dunklere Streifen befinden. Gewöhnlich schließt eine helle, durch
ihren erhöhten Glanz von der übrigen Sonnenfläche sich etwas abhebende Ein
fassung das Ganze ein, und es läßt sich dies nicht ganz unpassend, wenn man
namentlich die Formen abgerundet denkt, mit dem menschlichen Auge ver
gleichen, indem der schwarze Kern der Pupille, die graue Einfassung der Regen
bogenhaut, und die hellere Umhüllung der durchsichtigen (weißen) Hornhaut
verglichen werden kann.
Aber nicht immer haben, wie schon erwähnt, die Sonnenflecken die be
schriebene Form; denn nicht selten fehlen die Kernflecken, und nur ein grauer
Fleck, gewöhnlich ohne eine hellere Einfassung, stellt sich dem Beobachter dar.