Full text: Allgemeine Himmelskunde

Die Sonne. 
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Nach den ersten Beobachtungen der Protuberanzen war man ungewiß 
darüber, ob dieselben der Sonne angehörten, oder vielleicht nur Erscheinungen 
seien, die durch Beugung des Lichtes an dem zackigen Mondrande hervorge 
bracht würden, bis man durch die Finsternis am 18. Juli 1860, zu deren Be 
obachtung viele Astronomen nach Spanien gereist waren, zn der Ueberzeugung 
kam, daß sie der Sonne angehören müßten. Denn Prof. Bruhns in Leipzig 
bemerkte zu Tarragona eine Protuberanz am oberen Mondrande bereits 2 Mi 
nuten vor Anfang der Totalität und sah sie auch noch längere Zeit nach der 
selben, im ganzen 12 Minuten lang, ohne daß sie merklich ihre Position ver 
änderte, was hätte geschehen müssen, wenn der sich bewegende Mond die 
Veranlassung derselben gewesen wäre. — Noch mag bemerkt werden, daß die 
Protuberanzen, und namentlich die Flammenbüschel, sich an solchen Stellen des 
Sonnenrandes gezeigt haben, wo kurz vor und nach der Finsternis in der Nähe 
des Sonnenrandes sich Flecken und Fackeln befanden. Außerdem haben Edlund 
1851 und Prazmowsky 1860 gefunden, daß das Licht der Corona polarisirtes, 
also reflektirtes Licht ist, während das der Protuberanzen nicht polari- 
sirt ist, und daher von selbstleuchtenden Gasen erzeugt sein dürfte. 
Hören wir nach diesen wichtigsten Resultaten der merkwürdigen Erschei 
nungen mittelst des Fernrohrs schließlich noch, welche neuen Aufschlüsse 
eine der wichtigsten Entdeckungen der Neuzeit, die von Bimsen und Kirclihoff 
in Heidelberg bewirkte Spektralanalyse, ergeben hat. 
16. Spektralanalyse der Sonne. Wir wollen versuchen, den Ge 
dankengang dieser beiden deutschen Gelehrten in möglichst populärer Form 
zum Verständnis zu bringen. 
Wohl jedem Laien ist bekannt, daß, wenn man einen Gegenstand durch 
ein eckig geschliffenes Glas betrachtet, sich um das Bild desselben farbige 
Ränder bilden. Läßt man ferner durch eine kleine runde Oeffnung in einem 
gut schließenden Fensterladen einen Büschel Sonnenlichtes in das finstere Zimmer 
fallen und dann durch die Kante eines sogenannten Prismas gehen, so wird 
das zuvor weiße Sonnenlicht gebrochen und in die bekannten 7 Regenbogen 
farben: roth, orange, gelb, grün, hellblau, dunkelblau und violett, aufgelöset; 
zugleich erscheint das ursprünglich runde Sonnenbild auf einem jener Oeffnung 
gegenüberliegenden weißen Schirm lang gezogen und in den genannten 7 Farben 
erglänzend. Dieses interessante farbige Sonnenbild heißt das Sonnenspektrum. 
Schon der Engländer Wollaston entdeckte 1802 in diesem Spektrum zwei dunkle 
Querlinien, die rechtwinklig zur Längsrichtung desselben waren. Der berühmte 
Optiker Fraunhofer in München entdeckte später mit Hilfe wesentlich ver 
besserter Instrumente gegen 600 solcher immer an derselben Stelle des Spektrums 
und in gleicher Gruppirung sich zeigenden Querlinien, die jetzt allgemein als 
Fraunhofersehe Linien bekannt sind. Die wichtigsten derselben pflegen 
mit den Buchstaben A, B, C, I), F, F, G, II bezeichnet zu werden. In der 
neuesten Zeit ist es gelungen, mit noch mehr verbesserten Hilfsmitteln gegen 
3000 solcher Linien zu unterscheiden. Auch die beiden oben genannten Ge-
	        
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