Full text: Allgemeine Himmelskunde

Die Sonne. 
309 
heftiger sind. Wie nun in der irdischen Atmosphäre durch das Zusammen 
treffen kalter und warmer Ströme sich Wolken und Niederschläge bilden, so 
muß Aehnliches auch in der Sonnen-Atmosphäre geschehen, nur daß die Stoffe, 
aus denen die Sonnenwolken bestehen, andere, und die letzteren bedeutend 
dichter sind als unsere irdischen Wolken. Erfolgten aus solchen Wolken Nieder 
schläge, so würden die oben genannten Stoffe in tropfbar-flüssiger Form herab 
fallen und schwerere Regen als auf der Erde veranlassen. Bilden sich Wolken in 
größeren, weniger mit Dämpfen erfüllten Höhen, so werden sie weniger dicht 
sein als die in den unteren Regionen erzeugten, und auf dem Flammenmeer der 
Sonne die grauen Flecken bilden, die wegen oft weiter Verbreitung der Strömungen 
sich zu Fleckengruppen gestalten können. Sehr dichte Wolken geben die größe 
ren Flecken, die um so schwärzer erscheinen, je dichter die Wolken sind. Daß 
auch die niedergeschlagenen Dämpfe noch werden Licht ausstrahlen können, und 
deshalb nicht ganz schwarz erscheinen, ist leicht einzusehen. Wie aber er 
klären sich die Höfe um die Kernflecke, die Penumbra? Man könnte daran 
denken, daß der Rand selbst dichter Wolken der Erde heller erscheint als der 
mittlere Theil der Wolke. Allein Kirchhoff erklärt die Erscheinung anders. 
Hat sich an einer Stelle der Sonne eine dunkle Wolke gebildet, so wird dieselbe 
zunächst die unter ihr liegenden Theile der Sonnenoberfläche hindern, die Wärme 
in die oberen Regionen der Atmosphäre hinaufzustrahlen; es wird also über 
der Wolke eine Abkühlung erfolgen, die auch in höheren Regionen die Bildung 
einer lichtem Wolke erzeugen muß. Ist dieselbe groß genug, so wird sie, 
als die dem Beobachter nähere, jene erste, dichtere Wolke umsäumen und den 
Hof oder die Penumbra bilden. Diese beiden Wolken sollen also die krater- 
oder trichterförmige Vertiefung fferschcls ersetzen. Die Frage, wie es komme, 
daß dieser Hof nach dem Kernflecke zu stets heller als nach außen erscheint, 
beantwortet Kirchhoff' etwa so: Die über der untersten, dichten Wolke befind 
liche Luft muß, weil abgekühlt und dadurch dichter geworden, nach nnten 
sinken wollen; zugleich muß sich um die Wolke herum ein warmer aufsteigen 
der Strom bilden. Beide Strömungen werden sich begegnen, und da die kalte 
Luft über der Wolke nicht senkrecht hinabsinken kann, so wird sie eine hori 
zontale Richtung annehmen und die in dem aufgestiegenen Strome enthaltenen 
Dämpfe nach außen hin mehr und mehr verdichten, und so die nach außen 
dichtere Penumbra bilden. Die heftige Seitenströmung der kälteren Luft ist 
auch die Ursache der fast immer beobachteten Streifen in der Penumbra. 
Kirchhoff glaubt als die Ursache des Vorkommens der Sonnenflecken in 
gewissen Breiten die schon oben erwähnten äquatorialen und polaren Strömungen 
annehmen zu müssen, die auf der Sonne viel regelmäßiger als auf der Erde 
sein müssen, weil der Wechsel der Tages- und Jahreszeiten und die dadurch 
bewirkten Temperaturdifferenzen auf der Sonne fehlen. Wo sich beide Strö 
mungen zu treffen pflegten, müßten Wolken und somit Sonnenflecken entstehen. 
Auf den Einwurf, wie es komme, daß sich, wie besonders Wilson beobachtet, 
Sonnenflecken als kraterähnliche Vertiefungen zeigten, die am Rande ihre
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.