Full text: Allgemeine Himmelskunde

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Topographie des Himmels. 
auf Kreide gerichtete Flamme einer Oxyhydrogen-Lampe, und das von Davy, 
durch einen starken elektrischen Strom zwischen zwei Kohlenspitzen erzeugt 
(die elektrische Sonne), zu betrachten. Sie blenden unsere Augen, und wir 
vermögen nicht in sie hineinzuschauen. Allein jenes Drtnvmond sehe. Licht ver 
hält sich zu dem von der Sonnenscheibe ausgestrahlten nur wie 1 : 146 und 
stellt sich, auf die Sonne projicirt, als ein schwarzer Fleck dar, und das 
Davy sehe Licht zeigte sich selbst nach Anwendung sehr großer, den elektri 
schen Strom erzeugenden Platten doch noch 21/2mal so schwach als das Sonnen 
licht. Erst 300000 Vollmonde würden die eine Sonne ersetzen, und das Licht 
des hellsten Fixsterns, des Sirius, übertrifft sie fast 800 mill. mal. Mit der 
größten Freigebigkeit spendet sie es den sie umwandelnden Planeten und strahlt 
sie es in den Weltenraum hinaus, um vielleicht auch andern Welten Kunde 
von ihrer Existenz zu geben. Nicht weniger Erstaunen erregend als die außer 
ordentliche Lichtintensität ist die Wärmeausstrahlung der Sonne. Nach Pouülets 
Berechnung ist dieselbe so groß, daß sie im stände wäre, jährlich eine Eis 
schicht von 98 Fuß von der Erdoberfläche wegzuschmelzen, oder 5 '/2 Kubik- 
meilen Wasser um 1 0 C. zu erwärmen. Und doch empfängt die Erde nur den 
bei weitem kleinsten Theil der ausgestrahlten Wärme, da sie diese nach allen 
Seiten aussendet. Denken wir uns eine Hohlkugel um die Sonne von einem 
Halbmesser, der der Entfernung der Erde von der Sonne gleich ist, so würden 
an derselben 2300 mill. der Erde gleiche Kugeln Raum haben, die jede die 
selbe Wärmemenge empfingen. Wird aber diese Licht- und Wärme-Intensität 
immer dieselbe bleiben? oder wird die Sonne, deren Bildungsgeschichte mit 
der der Planeten verknüpft ist, demselben Loose wie diese verfallen und endlich 
durch fortgesetzte Ausstrahlung in den kalten Welten raum sich abkühlen? Un 
möglich wäre es nicht; haben doch Fixsterne unzweifelhaft ihre Farbe ge 
wechselt oder sind selbst erloschen! Ist uns von einem Ersatz der ausgestrahlten 
Wärme etwas bekannt? Von der Erde wissen wir, daß sie sich in den Stern 
schnuppen fremden Stoff aneignet, der in der Atmosphäre infolge lebhafter 
Wärmeentwicklung leuchtend wird, und eine ungezählte Zahl von Feuerkugeln 
stürzt auf ihre Oberfläche herab, um hier ihre Wärme der Erde mitzutheilen. 
Der hierdurch der letzteren zugeführte Wärmegewinn ist für unsere Instrumente 
freilich nicht meßbar; aber vorhanden ist er. Was so auf der Erde geschieht, 
kann wegen der so viel bedeutenderen Anziehungskraft der Sonne auf dieser 
in einem entsprechenden Verhältnis geschehen. Es ist nicht unwahrscheinlich, 
daß in dem Staubringe, der als die Veranlassung des Zodiakallichtes ange 
nommen zu werden pflegt, Stoffe um die Sonne wirbeln, die endlich zu ihr 
herabstürzen, ihre Bewegung in Wärme umsetzen und, in der Photosphäre ver 
brennend, die Wärme der Sonne vermehren. Wir daher dieser Gewinn an Wärme 
hinreichend sein, den durch Ausstrahlung stattfindenden Wärmeverlust zu decken? 
Wir wissen es nicht, und unterlassen es deshalb auch, die Folgen für die Erde 
weiter auszumalen, welche die fortschreitende Abkühlung der Sonne herbei 
führen müßte.
	        
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