Von den Planeten. — Merkur.
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Die große Wichtigkeit, welche die Sonne für uns und alle Glieder ihres
Systems hat, wird es gerechtfertigt erscheinen lassen, daß wir ihrer Betrach
tung bisher einen größeren Raum gewidmet haben, als es ursprünglich unsre
Absicht war.
Zweites Kapitel.
Von den Planeten.
A. Die inneren Haneten.
1. Merkur £.
1. Schwierigkeit der Sichtbarkeit. Den Reigen der um die Sonne
kreisenden Planeten eröffnet Merkur. Er steht der Sonne am nächsten,
schwimmt fortwährend in ihrem Glanze und entzieht sich auf diese Weise gar
leicht dem Anblicke der Menschen, so daß es in unseren Breiten nur wenige
giebt, die diesen Stern mit bloßen Augen gesehen haben. Da er ferner als
Morgenstern nur kurze Zeit vor der Sonne auf- oder als Abendstern nach der
Sonne untergeht, und somit immer nur in der Nähe des Horizontes gesucht
werden muß, so trüben die in unsern Breiten über dem Horizonte lagernden
Dünste gar häufig sein sonst so glänzendes Licht, und aus diesen Gründen ist
es erklärlich, daß selbst Astronomen der früheren Zeit ihn nur vom Hören
sagen kannten. Selbst Copermkus bedauerte noch auf seinem Sterbebette, ihn
trotz aller Mühe nicht erblickt zu haben, und der Lehrer des berühmten Kepler ,
Möstlin, sagte zuweilen scherzend, daß dieser Planet nur geschaffen zu sein
scheine, um die Astronomen in Miskredit zu bringen. Mit größerer Leich
tigkeit als in unseren Breiten kann er in den südlicheren Ländern aufgefunden
werden, weil ein heiterer Himmel sich über der Erde wölbt, und die Dünste
wegen größerer Wärme vollkommener aufgelöst sind als bei uns. So kann es
nicht befremden, daß er im Älterthume, trotzdem man keine Fernröhre besaß,
so häufig gesehen und als Planet erkannt worden ist.
Bei den außerordentlichen Hilfsmitteln, wie sie den jetzigen Astronomen
zu geböte stehen, hat indessen seine Beobachtung keine großen Schwierigkeiten.
Er kann selbst um Mittag und in geringer Entfernung von der Sonne leicht
aufgefunden werden. Zuweilen erscheint er unter günstigen Bedingungen so
hell, daß er behufs besserer Beobachtung mit matten Blendgläsern betrachtet
werden muß.
2. Exeentricität und Neigung der Bahn. Die Bahn Merkurs ist
eine sehr elliptische; er wird in dieser Beziehung nur vou einigen Asteroiden
übertroffen. Die Exeentricität der Bahn beträgt nämlich 0,2056; sie ist daher
mehr als das 12fache der Exeentricität der Erdbahn, nimmt jetzt aber langsam