Full text: Allgemeine Himmelskunde

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Topographie des Himmels. 
wenig hervortreten lassen, da, nach irdischen Verhältnissen zu urtheilen, eine 
Zeit von 22 Tagen nicht hinreichen dürfte, einer jeden Jahreszeit ein eigen- 
thümliches Gepräge zu verleihen. Es könnten indessen in dem Verhalten des 
Bodens gegen Licht und Wärme der Sonne Abweichungen von den irdischen 
Verhältnissen bestehen, die alles anders gestalteten. Jedenfalls herrschen auch 
auf Merkur andere Bedingungen der Existenz als auf der Erde. So würden 
unter andern die etwanigen Bewohner im stunde sein müssen, eine viel größere 
Intensität und einen sehr beträchtlichen Wechsel des Lichtes zu ertragen; denn 
auf der Oberfläche Merkurs erscheint die Sonne wegen ihrer großen Nähe be 
deutend, größer als auf der Erde, und zwar in der mittleren Entfernung von 
ihr 6,65, im Perihel 10,58, im Aphel 4,59 mal so groß, und in demselben Ver 
hältnis muß auch die Erleuchtung größer sein; unsere Augen würden auf ihm 
geblendet werden. Auch die Wärme Verhältnisse müssen bedeutend von 
denen der Erde abweichen, wenn anders er mit der Erde die gleiche Wärme- 
capacität besitzt. 
11. Durchgänge Merkurs durch die Sonnenscheibe. Es geschieht 
zuweilen, daß Merkur zur Zeit seiner unteren Conjunction vor der Sonnenscheibe 
erscheint und vor derselben vorübergeht. Solche Erscheinungen sind unter dem 
Namen der Durchgänge Merkurs durch die Sonnenscheibe bekannt. 
Im allgemeinen sind derartige Erscheinungen im Wesen eins mit den Sonnen 
finsternissen und an dieselben Bedingungen geknüpft; nur erscheint Merkur 
wegen seiner Kleinheit bloß als ein schwarzes Pünktchen, das mit dem Fern 
rohre aufgesucht werden muß, und von einer Schwächung des Sonnenlichtes 
kann darum keine Rede sein. 
Lägen die Merkurs- und die Erdbahn in derselben Ebene, so müßten solche 
Durchgänge sich bei jeder unteren Conjunction ereignen ; da indessen beide Bah 
nen um einen Winkel von 7° 0' 5" gegen einander geneigt sind, so können sie 
sich nur ereignen, wenn Merkur bei seiner unteren Conjunction in oder doch sehr 
nahe einem seiner Knoten steht, und dies ist in 100 Jahren etwa 13mal der 
Fall. Ein Durchgang ist unmöglich, sobald die Entfernung Merkurs vom Kno 
ten größer als 3° 28' ist. 
Die in diesem Jahrhundert noch zu erwartenden Durchgänge werden statt 
finden : 
1878 den 6 . Mai, 
1881 » 8 . November, 
1891 » 10. Mai, 
1894 » 10. November. 
Bei der jetzigen Lage der Knoten (der aufsteigende Knoten hat eine Länge 
von etwa 46°) können die Durchgänge Merkurs nur im Mai und November er 
folgen. Was die Dauer eines solchen Durchgangs betrifft, so kann dieselbe 
höchstens 5 Stdn. betragen, wenn nämlich Merkur durch die Mitte der Sonnen 
scheibe geht; in allen andern Fällen ist natürlich die Dauer eine geringere. 
Der berühmte Astronom Leverrier unterwarf 21 bis zum Jahre 1848
	        
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