Zweiter Abschnitt.
Speciellere Betrachtung der scheinbaren Bewegungen der
Himmelskörper.
Erstes Kapitel.
Von der scheinbaren Bewegung der Sonne.
I. Jährlicher Lauf der Sonne.
Nachdem wir in dem Obigen die Lage der Achse, des Aequators und der
übrigen Parallelkreise zum Horizonte kennen gelernt haben, sind wir dadurch
zu einer Grundlage für eine speciellere Betrachtung der Bewegungen an Sonne,
Mond und Sternen gelangt. Wenden wir uns zunächst wieder zur Sonne.
1. Bewegung der Sonne am 21. März. Haben wir uns an dem Orte,
den wir zu unsern Beobachtungen gewählt haben, an irgend einem Merkmal
die Lage des Ostpunktes im Horizonte gemerkt, und beobachten wir am Morgen
des 21. März den Aufgang der Sonne, so werden wir finden, daß derselbe um
6 Uhr in dem Ostpunkte erfolgt. Nachdem sich die Sonne im Laufe des
Vormittags höher und höher erhoben und am Mittage culminirt hat, senkt sie
sich wieder dem Horizonte zu und erreicht denselben um. 6 Uhr abends, um
im Westpunkte unterzugehen. Nach dem im vorigen Kapitel Mitgetheilten
kann der am 21. März von der Sonne durchlaufene Tagkreis kein anderer Kreis
sein, als der Aequator, da dieser ja den Horizont in dem Ost- und Westpunkte
durchschneidet, und messen wir an dem genannten Tage die Mittagshöhe der
Sonne, so finden wir auch dieselbe gleich der Aequatorhöhe, = 37 J /2 °. Um
Mitternacht muß daher die Sonne 37 1 ¡ 2 ° unter dem Horizonte stehen.
Am 21. März sind Tag und Nacht einander gleich, und da mit diesem
Tage bei uns der Frühling beginnt, so nennt man diese Zeit die Frühlings-
Tag- und Nachtgleiche oder das Friihlingsäquinoctiu'm.
2. Bewegung der Sonne bis zum 21. Juni. Beobachten wir nach
dem 21. März von demselben Standpunkte aus die Sonne fortgesetzt, so finden