Full text: Allgemeine Himmelskunde

Von den scheinbaren Bewegungen der Himmelskörper. 
wir, daß sie nicht mehr um 6 Uhr morgens, sondern früher, auch nicht mehr 
im Ostpunkte, sondern nördlich von demselben aufgeht; daß sie ferner zu 
Mittag eine größere Höhe als am 21. März erreicht, und daß sie nach 6 Uhr 
abends nördlich vom Westpunkte untergeht. Aus allem müssen wir erkennen, 
daß der Tagkreis der Sonne nicht mehr der Aeqnator sein kann, sondern daß 
er vielmehr ein Kreis sein muß, der nördlich vom Aequator liegt. Die Sonne 
ist also vom Aequator nach Norden gerückt, wofür auch die erfolgte Zunahme 
der Tage und die Abnahme der Nächte spricht. 
Die Entfernung des Aufgangspunktes eines Sternes vom Ostpunkte nennt 
man seine Morgenweite, und die Entfernung des Untergangspunktes vom 
Westpunkte seine Abendweite. 
Am 21. März hatte die Sonne 0° Morgen- und Abend weite; nach diesem 
Tage aber bekommt sie nördliche Morgen- und nördliche Abendweite. 
Die Bewegung nach Norden setzt die Sonne nach dem 21. März 3 Monate 
lang fort. Morgen- und Abendweite -werden dabei immer nördlicher; der Auf 
gang der Sonne erfolgt mit jedem Tage früher, der Untergang später; die 
Mittagshöhe wächst; die Entfernung unter dem Horizonte zur Zeit der unteren 
Culmination nimmt mehr und mehr ab; die Tagkreise bleiben aber stets mit 
dem Aequator parallel. 
3. Bewegung der Sonne am 21. Juni. Mit dem 21. (zuweilen dem 
22.) Juni hat die nördliche Abweichung der Sonne vom Aequator ihr Maximum 
erreicht. Die nördliche Morgen- und Abendweite betragen an diesem Tage 41 °; 
es geht also die Sonne fast im NO. auf und im NW. unter. Ihr Aufgang er 
folgt schon um 3 3 /4 Uhr morgens, der Untergang erst 8 '/r Uhr abends, so daß 
sie also 16^2 Std. über und nur 7 1 j 2 Std. unter dem Horizonte verweilt. Wir 
haben den längsten Tag und die kürzeste Nacht. Verfolgt man den Tag 
kreis genauer, so findet man, daß er 23’/ 2 0 nördlich vom Aequator liegt. Es 
ist demnach die Mittagshöhe der Sonne am 21. Juni = 37^2 0 + 23 V 2 °=61 °, 
ihre Zenith-Distanz also nur 90° — 61° = 29°; um Mitternacht aber steht sie 
nur ß? 1 ^ 0 — 23 1 ,2°=;14 0 von dem Horizonte entfernt. 
Ueber den am 21. Juni beschriebenen Tagkreis rückt aber die Sonne nicht 
hinaus, sondern sie wendet von ihm gleichsam um, um sich dem Aequator wie 
der zu nähern. Man nennt deshalb jenen Kreis den Wendekreis, und weil 
er nördlich vom Aequator liegt, den nördlichen Wendekreis. 
Die Zeit um den 21. Juni herum heißt die Zeit der Sommer-Sonnen 
wende oder die des Sommor-Solstitiums; der 21. Juni selbst ist der Tag 
der Sommer-Sonnenwende. Mit ihm beginnt unser Sommer. 
4. Bewegung der Sonne bis zum 23. September. Bei der genann 
ten Annäherung der Sonne zum Aequator werden Morgen - und Abendweite, 
sowie die Mittagshöhe, anfangs sehr unmerklich, mit jedem Tage aber mehr und 
mehr sichtbar, kleiner und kleiner. Der Aufgang der Sonne verspätet, der Unter 
gang verfrüht sich; die Tage nehmen also mehr und mehr ab, bis am 23. Sep 
tember der Aequator wieder erreicht und derselbe Tagkreis wie am 21. März
	        
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