Full text: Allgemeine Himmelskunde

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Topographie des Himmels. 
der nach Süden gerichtet war, und am 24. Juni glich der Kern einem Stern 
erster Größe. Erst am 30. Juni, dem Tage seines größten Glanzes, wurde er 
in Europa sichtbar, und während sein Kern fast senkrecht zur Ekliptik nach 
Norden eilte, machte auch sein Schweif wegen veränderter Stellung zur Sonne 
eine Schwenkung nach dieser Gegend. In Athen erschien an dem letztgenannten 
Tage der Kopf des Kometen mondgroß, und der 120° lang gewordene Schweif 
verursachte deutliche Schatten. In Wien wurde er wegen des Mondscheins erst 
am 2. Juli beobachtet, übertraf alle Sterne erster Größe, und Kern und Coma 
erschienen über einen Grad groß. Der schöne Schweif war durch einen dunklen 
Raum in der Achse desselben deutlich in zwei Aeste gespalten. Merkwürdig 
waren die Ausstrahlungen am Kopfe, die nicht genau zur Sonne, sondern seit 
lich nach Ost gerichtet waren, und die ungleich hellen Aeste des etwa 97° 
langen Schweifes bildeten; der schwächere östliche Ast war weniger scharf 
begrenzt als der hellere westliche. Nicht minder merkwürdig war ferner ein 
schwächerer krummer Nebenschweif, der den geraden Hauptschweif kreuzte und 
ebenfalls eine bedeutende Länge erreichte. Am 2. Juli hatte der Hauptschweif 
eine Länge von 4,7 mill. Min., war also kürzer als der des Donatischen Ko 
meten, erschien aber länger, weil er der Erde bedeutend näher w r ar, bis auf 
3 mill. Min. Der Komet selbst war am 30. Juni nur 2 mill. Min. von der Erde 
entfernt; da er sich aber von nun an sehr schnell von derselben und zugleich 
von der Sonne entfernte, so nahm sein Glanz ziemlich schnell ab, so daß er 
sich schon gegen Ende Juli dem freien Auge entzog. Eine vorläufige Bahn 
bestimmung ist von Seeling versucht worden; darnach stand der Komet am 
11. Juli in der Sonnennähe in einem Abstande von 0,822. Die mittlere Ent 
fernung ergab, sich = 56,1, die größte = 111,2. Die Excentricität = 
0,985, die Neigung der Bahn = 85° 26' 25", und die Umlaufszeit = c. 
420 Jahre. 
6. Schluß. Nach dem Mitgetheilten sind die Kometen Himmelskörper, 
welche für uns des Rätliselhaften viel enthalten, und selbst nach den sorg 
fältigen Beobachtungen, die man denselben namentlich in diesem Jahrhundert 
gewidmet hat, und die so viele interessante Resultate geliefert haben, ist es 
kaum möglich, mit einiger Bestimmtheit die so oft gethane Frage zu beant 
worten: Was sind Kometen eigentlich? und wie erklären sich die an ihnen 
wahrgenommenen Erscheinungen aus ihrem Wesen? Einige Ansichten über die 
Natur dieser Weltkörper haben wir bereits in dem im allgemeinen von ihnen 
handelnden Theile angedeutet. Die der neusten Zeit angehörende Entdeckung 
SchiapareUis in Mailand, wonach unzweifelhaft ein Zusammenhang zwischen 
Kometen und Sternschnuppen besteht, hat die früheren Ansichten zum Theil 
bestätigt, aber den Gedanken auch eine neue Richtung gegeben. 
Nach Schiaparelli*) findet sich in den Himmelsräumen die Materie in allen 
denkbaren Graden der Theilung vor. Den ersten Grad bilden die größeren 
*) Genaueres s. in K. v. Littrowa Kalender für alle Stände. Wien, 1868
	        
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