Der Nebelring.
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dasselbe näher beobachtete und auch eine lange für richtig gehaltene Er
klärung desselben versuchte. Seit dieser Zeit sind allmählich genauere Einzel
heiten über das Zodiakallicht bekannt geworden, wiewohl an einer vollständigen
und gründlichen Erforschung desselben noch gar viel fehlt. Stellen wir die
bekannten Hauptmomente der Beobachtung hier kurz zusammen.
Wie schon gesagt, verhält sich die große Achse der Lichtellipse zu der
kleinen etwa wie 5:1; indessen ist dies Verhältnis kein constantes, indem man
»Sowohl in der Länge der großen als auch der kleinen Achse bedeutende
Schwankungen wahrgenommen hat. So schwankt die (scheinbare) große Achse
zwischen 40, 45, 53, 60, ja 100 und 120°, was im Mittel eine wahre Länge
von etwa 20 mill. Min. repräsentirt. Am schmälsten zeigt sich die Lichtellipse
zu Anfang Juni und December, am breitesten dagegen Anfang März und
September. Die große Achse derselben bildet mit der Ekliptik einen Winkel
von c. 7°, d. i. einen Winkel, wie ihn etwa der Sonnenäquator mit der Ekliptik
macht. Ueberhaupt scheint die ganze Erscheinung mit der Sonne in näherer
Beziehung zu stehen. Verlängert man die große Achse der Ellipse, so trifft
man ziemlich genau den Mittelpunkt der unter dem Horizont stehenden Sonne;
auch scheint sie nur wenig von der Ebene des Sonnenäquators abzuweichen.
Bemerkenswerth ist es ferner, daß die Ellipse am schmälsten gesehen wird zu
Zeiten, wo die Erde nahe den Knoten des Sonnenäquaturs steht, dieser also
als gerade Linie erscheint, was am 10. Juni und am 10. December der Fall ist,
daß sie dagegen am breitesten sich zeigt, wenn die Erde von jenen Knoten
etwa 90° entfernt ist, die Sonne also in den Fischen und in der Jungfrau ge
sehen Avird, was Anfang März und September geschieht. Es erscheint zu diesen
Zeiten auch der Sonnenäquator am breitesten als Ellipse.
2. Erklärung der Erscheinung. Die Antwort auf die Frage, was
die beschriebene Erscheinung eigentlich sei, ist sehr verschieden ausgefallen.
Lange Zeit hindurch hat man die von Cassini versuchte Erklärung, wonach
das Zodiakallicht durch die sehr abgeplattete Sonnenatmosphäre erzeugt werde,
die das von der Sonne empfangene Licht reflektire, für die einfachste und
richtige gehalten; indessen hat Laplace bewiesen, daß bei der bekannten
Rotationsgeschwindigkeit der Sonne die Sonnenatmosphäre sich höchstens bis auf 9 / 2 o
des Merkur-Abstandes von der Sonne entfernen kann, da hier die Schwung
kraft der Anziehungskraft der Sonne das Gleichgewicht halten und die erstere
Kraft die entfernteren Theile der Sonnenatmosphäre in den Weltenraum schleu
dern muß.
Physiker haben die Erscheinung als eine Beugung des Sonnenlichtes an
der Erde erklären wollen; doch ist diese Deutung wohl die am wenigsten
stichhaltige. Als die am meisten Wahrscheinlichkeit für sich habende Erklä
rung wird bis jetzt mit Laplace, Schubert, Arago, Poissor, Biot, u. a. die an
gesehen, wonach das Phänomen in einem planetarischen Gebilde des Sonnen
systems, nämlich in einem Nebel- oderStaubringe seine Ursache habe, der
zwischen der Merkurs- und Marsbahn um die Sonne rotire. Nach den oben