Full text: Allgemeine Himmelskunde

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Topographie des Himmels. 
gering ist. In dem »Kalender für alle Stände, 1869, herausgegeben von 
Karl v. Littrow, Wien« hat er bereits 28 Kometen bezeichnet, welche die 
oben angegebene Eigenschaft besitzen. Ebendaselbst ist auch ein Verzeichnis 
von 56 Radiationspunkten veröffentlicht, welches Greg in Manchester aus 
Sternschnuppen-Beobachtungen in den Jahren 1845 bis 1863 gewonnen hat. 
Bei dem regen Interesse, welches jetzt den Kometen und Sternschnuppen von so 
vielen Seiten zugewendet ist, werden fernere interessante Resultate nicht aus- 
bleiben. 
Wie früher betrachtet man auch gegenwärtig noch die in dichteren 
Scharen in bestimmten Bahnen mit bestimmten Radiationspunkten einher 
ziehenden Körperchen als die Ursache der periodischen Sternschnuppen, wäh 
rend die durch die störende Wirkung der Planeten von ihren ursprünglichen 
Bahnen mehr oder weniger abgelenkten als die sporadischen bildend angesehen 
werden. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß manche jetzt noch als sporadisch 
angesehene Sternschnuppen sich durch Auffindung eines zugehörenden Kometen 
als periodische erweisen werden; ein solcher Komet wird dann aber ebenfalls als 
ein periodischer angesehen werden müssen, wenn selbst seine Wiederkehr noch 
nicht beobachtet worden ist. 
Was das Leuchtend werden der Sternschnuppen betrifft, so ist leicht 
einzusehen, daß dasselbe bei Geschwindigkeiten, welche wenigstens der der 
Erde gleich sind, gewöhnlich sie aber um das Doppelte und mehr noch über 
treffen, selbst in den dünnsten Regionen unserer Atmosphäre erfolgen muß. 
Die durch den Widerstand der Luft verminderte Geschwindigkeit setzt sich 
nämlich in Wärme um, die Licht zu entwickeln im stände ist, und diese 
Wärme- und Lichtentwicklung ist um so bedeutender, je schneller die Bewe 
gung ist. Die Erfahrung bestätigt dies; denn die im allgemeinen mit der 
größten Geschwindigkeit in die Atmosphäre eintretenden Sternschnuppen des 
Novemberstroms leuchten^ meist heller, beginnen auch bereits in größeren Höhen 
aufzuleuchten und verschwinden in größeren Höhen, als langsamer einher 
ziehende; ihre Masse wird bei dem lebhafteren Verbrennungsprozeß schneller 
verzehrt als bei den letzteren. Daß größere Massen mehr Licht entwickeln 
und die von ihnen funkenartig losgelösten glühenden Theile längere Zeit in 
den von ihnen gebildeten Schweifen leuchten, ist leicht begreiflich. Auch bei 
den kleineren Feuerkugeln, die ohne Detonationen erlöschen, wird wahrschein 
lich die ganze Masse verbrannt und in Gase und Dämpfe aufgelöst. Von den 
größeren fallen die Theile als Meteorsteine oder Aerolithen zur Erde herab. 
Daß dieselben hohen Hitzegraden ausgesetzt gewesen sind, dafür spricht die 
Beschaffenheit ihrer Oberfläche. Die größten Massen, wie sie namentlich in 
den mächtigen Meteoreisenmassen vorliegen, haben ihre so merkwürdige Struktur 
wohl nicht erst in unserer Atmosphäre erhalten, sondern sind in uns unbe 
kannten Räumen unter uns unbekannten Verhältnissen entstanden. Höchst 
wahrscheinlich sind sie einmal einem Schmelzungsprozeß unterworfen gewesen; 
denn cs ist Kaubree im Jahre 1866 nach vielfachen Schmelzversuchen mit den
	        
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