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Topographie des Himmels.
würden also in M die beiden
gleichen Winkel x und y bilden,
als deren Maß der Bogen ou
angesehen werden kann. In der
Figur ist ciM rechtwinklig auf
dem Badius ac gezeichnet wor
den; aM könnte daher als der
astronomische Horizont (S. 134)
des Ortes a betrachtet werden,
und M ist also der Ort des
Himmels, an welchem von a
aus der aufgehende Mond ge
sehen werden würde. Für c oder b würde aber offenbar der Mond im Zenithe
stehen und o den scheinbaren, zugleich aber auch den wahren Ort des Mondes
für diese Oerter bezeichnen. Den unter den angegebenen Verhältnissen ge
bildeten Winkel x oder y pflegt man die Horizont al-Pa ral laxe des Mon
des zu nennen. Diese ist also der Winkel, der von den nach dem Monde (dem
Mondmittelpunkte) gehenden ’Gesichtslinien zweier Beobachter gebildet wird,
von denen der eine den Mond im Horizonte, der andere in seinem Zenithe
sieht. Der Winkel x ist aber auch der Winkel, unter welchem einem im
Mondmittelpunkte M befindlichen Auge der Halbmesser der Erde erscheint,
und gewöhnlich pflegt die Horizontal-Parallaxe des Mondes als dieser Winkel
erklärt zu werden. Verallgemeinert man die Sache, so kann man sagen: Die
Horizontal-Parallaxe eines Sternes ist der Winkel, unter wel
chem einem im Mittelpunkte dieses Sternes befindlichen Auge
der Halbmesser der Erde erscheint.
5. Benutzung der Horizontal-Parallaxe zur Bestimmung der
Entfernung. Für den Mond beträgt diese Horizontal-Parallaxe 57' 2“, für
die fernere Sonne nur 8 ",57 oder, wie wahrscheinlich richtiger, 8 ",94. Die
Bestimmung dieser Größen ist für die Astronomie von ganz besonderer Wich
tigkeit, da sic ein ganz vorzügliches Mittel ist, die Entfernung der Gestirne
von der Erde und die wahre Größe derselben zu bestimmen.
Versuchen wir zur Bestimmung der Entfernung des Mondes von der Erde
das oben mitgetheilte, auf die Kreisberechnung gegründete Verfahren.
Die Horizontal-Parallaxe des Mondes ist = 57' 2". Dieser Winkel ist
= V378,7 von 4 li, folglich aucli^der Erdradius ca als der den Winkel x be
spannende Theil der Peripherie des vorausgesetzten Kreises = */ 378,7 der ganzen
Peripherie dieses Kreises, diese letztere also = 378,7 x 859,4 geogr. Min.
= 325454,78 geogr. Min. Diese Zahl, mit 3,14 dividirt, würde den Durch
messer des Kreises = 103648 geogr. Min. geben, und mithin 103048 == 51824
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geographische Meilen der Halbmesser des Kreises oder die gesuchte Entfer
nung des Mondes von der Erde sein. Die Differenz zwischen diesem und der