456
Topographie des Himmels.
daß der wahre Halbmesser eines Sternes gleich ist seiner Entfernung
von dem Mittelpunkte der Erde, multiplicirt mit dem Sinus der Ho
rizontal-Parallaxe des Sternes.
6. Berechnung der Zeit, welche ein Stern früher für den wahren, als
für den astronomischen Horizont aufgeht. Wir haben früher den wahren von
dem astronomischen Horizonte unterschieden. Aus der Horizontal-Parallaxe läßt sich
leicht berechnen, wieviel früher ein Stern für den wahren, als für den astronomischen
Horizont aufgehen muß. So beträgt die Horizontal-Parallaxe des Mondes 57' 2".
Vom Erdmittelpunkte aus betrachtet, würde also der Mond 57' 2" höher als von der
Erdoberfläche aus gesehen werden. Da nun 57' 2" einen Zeitunterschied von 3,82
Minuten bedingen, so muß der Aufgang des Mondes für den wahren Horizont 3,82 Min.
früher als für den astronomischen Horizont erfolgen.
Bei der Sonne würde der Zeitunterschied für beide Horizonte schon weit un
beträchtlicher sein. Ihre Horizontal-Parallaxe ist = 8",57. Es sind 360° = 1296000"
24
und diese, in Zeit verwandelt, = 24 Stdn.; folglich ist 1" = — Stdn., und
8",57
2 4 X 8,57 _ 205,68
1296000 btdn- ~ 1296000
Stdn. =
740448
1296000
Sek. = 0,571 Sek.
Für Uranus mit einer Horizontal-Parallaxe von 0",47 würde jene Zeitdifferenz
nur 0,032 Sek. betragen, eine Zeit, die kaum merklich sein dürfte. Fast gleich Null
aber muß sie für die unermeßlich weiten Fixsterne sein. Uebrigens gelten die oben
berechneten Werthe nur für die senkrechte Sphäre, wo die Sterne senkrecht empor
steigen.
7. Höhenparallaxe. Außer der Horizontal - Parallaxe eines Gestirns
unterscheidet man auch wohl noch die Höhenparallaxe desselben. Stände
z. B., Fig. 114, ein Stern nicht, wie hei der Horizontal-Parallaxe, in dem Ho
rizonte, sondern in einer gewissen Höhe, z. B. in M‘, so würde derselbe vom
Erdmittelpunkte C aus in s, von a aus dagegen in r gesehen werden. Man
nennt nun den von den beiden Gesichtslinien CM 1 und aM‘ gebildeten Winkel
CM'a oder den ihm gleichen Winkel rM‘s die Höhenparallaxe des Sterns.
Winkel CM'a schließt zwar auch noch den Erdhalbmesser ein, aber keine der
Gesichtslinien steht senkrecht auf ihm;
es muß demnach die Höhenparallaxe eines
Sterns kleiner sein als seine Horizontal-
Parallaxe. In M“, also in noch größerer
Höhe, würde die Höhenparallaxe CM“a
noch kleiner als in M‘ sein, und in M'“,
im Zenithe des Ortes a, würde sie gänz
lich verschwinden und der Stern an
seinem wahren Orte erscheinen. Aus
dem Gesagten ergiebt sich: 1) die Hö
henparallaxe ist stets kleiner als die
Horizontal-Parallaxe; 2) die Höhen
parallaxe nimmt mit der Höhe des Ge
stirns an Größe ab und ist im Zenithe