Full text: Allgemeine Himmelskunde

568 Von den bewegenden Kräften und den Gesetzen der Bewegung. 
lieh die Entfernung, desto geringer ist die Wirkung der Anziehungskraft. Weil 
sich Jupiter und Saturn sehr weit von den innern Planeten befinden, so sind 
die von ihnen auf diese ausgeübten Störungen nur gering und verschmelzen 
fast mit den auf die Sonne geübten. 
5) Man kann die Störungen jedes Planeten einzeln berechnen. 
Weil die Störungen im allgemeinen nur klein sind, so ist es erlaubt, bei einem 
Planeten, dessen durch ihn bewirkte Störung man berechnen will, von den 
jenigen Störungen abzusehen, die er im Augenblicke der Rechnung selbst von 
andern erfahren hat, und ihn als in seiner rein elliptischen Bahn stehend an 
zusehen. Dadurch werden in der Rechnung immer nur 3 Körper berücksichtigt, 
nämlich die Sonne, der störende und der gestörte Planet, und so die Rechnung 
auf das Problem der 3 Körper zurückgeführt. 
Aber auch in dieser Form hat die Aufgabe noch gar große Schwierig 
keiten, die zwar zum größten Theil, aber doch immer noch nicht gänzlich über 
wunden sind. 
4. Nutzen der Störungsrechnungen. Nun könnte jemand meinen: 
Wenn die Störungen doch nur unbedeutend sind, warum giebt man sich denn 
die große Mühe, sie zu berechnen? Darauf läßt sich antworten: Einmal hat 
die strenge Lösung eines so großen Problems einen rein wissenschaftlichen 
Werth. Durch sie ist ferner erst unwiderleglich die Richtigkeit der Neivton- 
schen Gravitationsgesetze dargethan worden; denn durch sie hat man auf rein 
theoretischem Wege Resultate gefunden, die der Beobachtung lange Zeit ent 
gangen waren, aber endlich durch dieselbe vollständig bestätigt wurden. Durch 
Kenntnis der Störungen ist es erst möglich geworden, den Stand der Sonne, 
des Mondes und aller Planeten für irgend einen Zeitpunkt der Vergangenheit 
oder der Zukunft mit genügender Sicherheit zu berechnen und Sonnen-, Mond- 
und Planetentafeln zu entwerfen, mit deren Hilfe der Schilfer auf dem weiten 
Ocean sich orientiren und den Lauf seines Fahrzeuges sicher bestimmen kann; 
auch über den Zeitpunkt wichtiger geschichtlichen Ereignisse hat die Kenntnis 
der Störungen ein neues Licht verbreitet. Diese Kenntnis hat uns ferner über 
die Masse unserer Erde und der Planeten, sowie über die Größe der Abplattung 
unserer Erde belehrt, und ihr verdankt die Astronomie die Entdeckung eines 
neuen Planeten, des Neptun. Die genaue Bestimmung der Störungen hat uns 
endlich auch die Gewißheit verschafft, daß in der Einrichtung unsers Planeten 
systems nicht der Keim zur Vernichtung gelegt ist, sondern, soweit menschliche 
Einsicht reicht, die Bedingungen eines ungestörten Fortbestehens bis in undenk 
liche Zeiträume der Zukunft vorhanden sind. Dies sind Vortheile genug, um 
die mit Lösung der Aufgaben verbundenen Schwierigkeiten nicht zu scheuen, 
und da ferner die Betrachtung der Störungen einen tieferen Blick in die 
Einrichtung des Planetensystems und in das gesetzmäßige Walten der An 
ziehungskraft gewährt, so wollen auch wir diesem Gegenstände noch einige 
Aufmerksamkeit schenken. 
5. Periodische und säeulare Störungen. Wir verzichten dabei von
	        
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