Von den periodischen Störungen.
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sein, als sie nach dem 2. Keplersc hen Gesetze sein könnte. Diese Unregel
mäßigkeit im Mondlauf, wenn man so sagen darf, war schon dem Ptolemäus
(130 n. Chr.), bekannt; denn sie beträgt 1°,27 oder über 2^2 mal den schein
baren Durchmesser des Vollmondes. Man nennt sie die Evection, und sie
hat eine Periode von 31,8 Tagen. Doch ist die Sache nicht ganz so einfach,
wie bisher angedeutet wurde; es kommt nämlich bei dieser Störung als ein
wesentliches Moment noch die veränderliche Entfernung des Mondes von
der Erde in betracht; denn die Störung eines Trabanten ist, ganz allgemein,
um so größer, je größer seine Entfernung vom Hauptplaneten im Vergleich zu
der Entfernung dieses von der Sonne ist, und umgekehrt. Es muß also auch
die Lage der großen Achse der Mondbahn oder der Apsidenlinie einen Einfluß
auf die Evection ausüben. Diese Linie ändert, wie wir bereits wissen, sehr
rasch ihre Lage, und zwar jährlich um mehr als 40°. Fällt die Apsidenlinie
mit den Syzygien zusammen, so wird sie nach dem Obigen verlängert oder die
Excentricität der Mondbahn wird vergrößert; fällt sie dagegen in die Qua
draturen, so wird die Bahn in der Richtung der kleinen Achse langgezogen,
dieselbe also einem Kreise genähert nnd die Excentricität natürlich verklei
nert. So finden also bei den beiden angenommenen Lagen der Mondbahn die
Maxima und Minima der Störung statt.
4. Die Variation. Außer der Evection ist die merklichste Störung des
Mondes die Variation. Es bringt nämlich die Verschiedenheit der
Richtungen, in welchen sich der Mond um die Erde bewegt, eine Aenderung
in seiner Geschwindigkeit und dadurch auch natürlich der Bahn hervor. Es
erfährt nämlich der Mond in dem 2. Quadranten seiner Bahn, vom ersten
Viertel bis zum Vollmond, weil hier Erde und Sonne ungefähr nach derselben
Richtung wirken, so wie im 4. Quadranten, vom letzten Viertel bis zum
Neumond, weil hier die Bewegung des Mondes mehr oder weniger nach der
Sonne gerichtet ist, durch die Anziehungskraft der Sonne eine Beschleuni
gung, dagegen im 1. Quadranten, vom Neumond bis zum 1. Viertel,
und im 3. Quadranten, vom Vollmond bis zum letzten Viertel, wegen der
umgekehrten Verhältnisse eine Verzögerung seiner Bewegung. Dadurch wird
die Bahn des Mondes in senkrechter Richtung auf die von der Erde zur Sonne
gehenden Linie etw r as langgezogen und die Länge des Mondes um 0°,65 ge
ändert. Diese Aenderung, die am größten in den Octanten ist, eine Periode
von 14,76 Tg., d. i. von einem halben synodischen Monat hat, wird die Varia-
tion genannt. In den Syzygien und in den Quadraturen verschwindet
dieselbe, im ersteren Falle, weil die Störung in der Richtung der Erde und
Sonne verbindenden Linie erfolgt, im letzteren, weil Erde und Mond eine gleiche
Anziehung von der Sonne erfahren, und daher in beiden Fällen die Länge des
Mondes nicht geändert werden kann.
5. Die jährliche Gleichung. Wie bei der Evection die Veränderlich
keit der Entfernung des Mondes von der Erde, so muß auch die veränder
liche Entfernung der Erde von der Sonne auf den Lauf des Mondes von