Full text: Allgemeine Himmelskunde

576 Von den bewegenden Kräften und den Gesetzen der Bewegung. 
darum ist der anomalistisclie Monat, d. i. die Zeit, welche der Mond nöthig 
hat, um vom Perigäum bis wieder zum Perigäum zu gelangen, länger als der 
drakonitische Monat; er hat eine Dauer von 27 Tg. 13 Std. 18 Min. 37,4 Sek. 
Die Bewegung der Knoten- und Apsidenlinie ist übrigens noch verwickelter, 
als wir bisher angedeutet haben; denn eine eigenthümliche -Aenderung der 
Form der Erdbahn, durch welche dieselbe gegenwärtig sich immer mehr dem 
Kreise nähert, bringt in die Periode noch eine neue, Jahrtausende lange 
Periode hervor. 
3. Acceleration des Mondes. Eine eigenthümliche Störung des Mondes, 
die den Astronomen große Mühe verursacht hat, ist die seiner mittleren 
Geschwindigkeit. Diese nämlich muß nach der Theorie vollständig unver 
änderlich sein; allein Ilalley fand durch Vergleichung der jetzigen Umlaufszeit 
des Mondes mit früheren, daß dieselbe schon seit vor Chr. Geb. immer kürzer, 
seine Geschwindigkeit also größer geworden sei, so daß er eine ähnliche Er 
scheinung wie Jupiter und Saturn zeigt. Allein auch hier fand Laplace die 
wahre Ursache der Erscheinung. Diese ist eine Folge der schon seit länger 
als 20000 Jahre andauernden Aenderung der Form der Erdbahn, die sich 
immer mehr der Kreisform nähert, so daß also ihre Excentricität kleiner wird. 
Dieses Kleinerwerden wird nach 24000 Jahren aufhören, um dann durch etwa 
50000 Jahre einer Zunahme der Excentricität der Erdbahn Platz zu machen. 
Dann wird der Mond seine Geschwindigkeit wieder verringern. Uebrigens ist 
die jetzige Beschleunigung der Bewegung nur unbedeutend; denn sie beträgt 
kaum den hundertmillionsten Theil seiner mittleren Geschwindigkeit. 
4. Die Abplattung der Erde, aus den Störungen des Mondes 
berechnet. Noch wollen wir einer eigenthümlichen Störung des Mondes er 
wähnen, weil sie den Astronomen die Mittel an die Hand giebt, die Abplat 
tung der Erde unabhängig von Pendelbeobachtungen und Gradmessungen zu 
bestimmen. 
Die Erde ist nämlich, wie wir wissen, eine an den Polen abgeplattete 
Kugel. Nun kann man zwar, wie Newton gezeigt, bei einer vollkommnen Kugel 
die gesamte Masse der Kugel im Mittelpunkt derselben vereinigt denken, nicht 
aber bei einer abgeplatteten; eine solche übt und erfährt in der Ebene des 
Aequators, oder in der Nähe derselben, eine stärkere, in der Richtung der Achse 
eine schwächere Anziehung als eine Kugel von gleicher Masse. Nun haben 
wir gesehen, daß die Mondbahn wegen Aenderung der Knotenlinie stets neue 
Lagen im Raume einnimmt. Dadurch kommt auch der Mond in stets neue 
Lagen zum Erdäquator, und allgemein läßt sich sagen, die Anziehung, die der 
Mond von der Erde erfährt, ist um so größer, je näher er der Ebene ihres 
Aequators steht. Wenn z. B. die Knoten der Mondbahn mit den Aequinoctial- 
punkten, und zwar der aufsteigende Knoten mit dem Frühlingspunkt zusammen 
fällt, so macht die Mondbahn den größten Winkel mit dem Aequator, einen 
Winkel, der gleich der Schiefe der Ekliptik + der Neigung der Mondbahn gegen 
dieselbe, = 23°,5 + 5°,1 = 28°,6 ist. Liegt dagegen der aufsteigende Knoten
	        
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