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Von den scheinbaren Bewegungen der Himmelskörper.
im letzten Drittel des Krebses; er hatte also den Sommer-Solstitialpunkt bereits
überschritten; doch lag sein Tagkreis noch-nahe dem nördlichen Wendekreise,
und er mußte daher eine große Höhe im Meridian erreichen.
Beim nächsten Vollmonde stand die Sonne am Ende des Widders; jener
mußte also in den letzten Graden der Wage eintreten. Das folgende letzte
Viertel aber konnte nicht, da die Sonne bereits in den Stier getreten war,
wie im vorigen Monate, in dem Steinbock, sondern mußte im Wassermann
erfolgen u. s. w.
. Ans dem Gesagten wird klar werden, daß sich im allgemeinen die Zeichen
der Ekliptik, in denen sich die einzelnen Phasen ereignen, mit jedem Monat
ungefähr um J. Zeichen verschieben.
Daß der Vollmond im Winter hoch am Himmel hinaufsteigt und lange
scheint, im Sommer hingegen nur eine geringe Höhe im Meridian erreicht und
nach wenigen Stunden schon wieder untergeht, wird nach dem Obigen auch
erklärlich sein. Ist nämlich am 21. Decbr. Vollmond, so muß der Mond beim
Sommer-Solstitialpunkte stehen und, etwa den nördlichen Wendekreis beschrei
bend, lange filier dem Horizonte verweilen; tritt dagegen Vollmond am 21. Juni
ein, so steht er beim Winter-Solstitialpunkte und durchläuft in diesem etwa
den südlichen Wendekreis in geringer Höhe über dem Horizonte. Es ist vom
Schöpfer also vortrefflich eingerichtet, daß wir dann am meisten Mondschein
haben, wenn wir dessen am meisten bedürfen, nämlich im Winter.
Da der Mond, wie die Sonne, eine doppelte Bewegung hat und diese gleich
zeitig stattfindet, so muß die Summe aller Tagkreise des Mondes ebenfalls eine
schraubenförmige Linie w r erden; doch liegen, wegen der beträchtlicheren Größe
der west-östlichen Bewegung des Mondes, die einzelnen Windungen dieser Linie
beträchtlich weiter von einander entfernt als bei der Sonne.
5. Der siderische und synodische Monat. Während der Mond einen
Umlauf am Himmel vollendet, verbleibt die Sonne nicht an ihrer Stelle, sondern
sie schreitet täglich etwa 1° in der Ekliptik vor. Es findet darum der Mond,
wenn er als Neumond zur Sonne zurückkehren will, die Sonne nicht mehr bei
denselben Fixsternen, sondern fast ein Zeichen weiter nach 0. Darum muß der
Mond früher zu demselben Fixsterne als zur Sonne zurückkehren. Ist er zu
demselben Fixsterne zurückgekehrt, so hat er gerade 860° durchlaufen, und
hierzu gebraucht er stets 27 Tg. 7 Std., welche Zeit man den si de rischen
Monat nennt. Täglich schreitet er demnach etwa 13°,2 in seiner Bahn gegen
einen Fixstern vor, so daß also seine monatliche Bewegung über 13mal so
schnell erfolgt, als die jährliche der Sonne. Von dieser entfernt er sich täglich
etwa 12°,2. Die Mondphasen hangen aber nicht von seiner Stellung zu den
Fixsternen, sondern von der zur Sonne ab. Um diese wieder zu erreichen, sind
noch 2 Tg. 5 Std., überhaupt also 29 Tg. 12 St. erforderlich. Man nennt
diese Zeit den syno dis eben Monat, weil nach derselben der Mond wieder
seine Zusammenkunft (Synode) mit der Sonne hält. Aber dieselbe Zeit vergeht
natürlich auch zwischen 2 auf einander folgenden ersten und letzten Vierteln,