Scheinbare Bewegung des Mondes. — Die Mondbahn.
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sowie zwischen je 2 auf einander folgenden Vollmonden. Während des syno-
disclien Monats durchläuft der Mond fast 13 Zeichen oder nahe 390°.
6 . Erklärung der täglichen Verspätung des Mondes. Die beträchtliche
tägliche Entfernung des Mondes von der Sonne ist die Ursache, warum die Culmina-
tion, sowie der Auf- und Untergang des Mondes sich so bedeutend von Tag zu Tage
verspäten. Fiele die Bahn des Mondes mit dem Aequator zusammen, so wäre es ein
Leichtes, die Verspätung für jeden Tag zu finden; man hätte ja für jeden Grad
Entfernung von der Sonne nur etwa 4 Min. Zeit zu berechnen, und die gefundene
Zeit wäre die der Verspätung der Culmination, des Auf- und Unterganges. Die Bahn
des Mondes weicht aber von dem Aequator ab, und darum ist die tägliche Verspätung
des Mondes für die 3 genannten Größen ungleich. Am gleichmäßigsten ist dieselbe
für die Culmination; aber gleich ist sie aus zwei Gründen nicht, einmal, weil der
Mond, wie wir später genauer sehen werden, mit ungleichmäßiger Geschwindigkeit
seine Bahn durchläuft, wovon wir hier noch ganz absehen wollen, sodann, weil die
Mondbahn von dem Meridian nicht immer unter demselben Winkel durchschnitten
wird. In den Solstitialpunkten macht der Meridian mit der Bahn einen rechten
Winkel; in den Aequinoctialpunkten weicht dieser Winkel etwa um die Schiefe der
Ekliptik von einem rechten Winkel ab. Es entsprechen darum gleichen Bogen der
Bahn nicht auch gleiche Bogen des Aequators, und da durch diese die Zeit gemessen
wird, nicht auch gleichen Zeiten. Bei gleichmäßig gedachtem Fortschreiten des
Mondes in der Bahn ist die Verspätung in Beziehung auf den Meridian am größten,
wenn er in der Nähe der Solstitialpunkte, am kleinsten, wenn er nahe den Aequinoc
tialpunkten sich befindet. Für die Verspätung des Auf- und Unterganges treten
indessen andere Verhältnisse ein, weil hier der sehr veränderliche Winkel der Mond
bahn mit dem Horizonte in betracht kommt. Es werden hierbei in Lehrbüchern nicht
selten von der Wahrheit sehr abweichende Angaben gemacht. Fassen wir hier zuerst
einige große Verhältnisse in das Auge! So liest man z. B. nicht selten, als erstes
Viertel gehe der Mond etwa 6 Stunden nach der Sonne auf und unter. Dies trifft
indessen durchaus nicht zu; es kommt nämlich immer darauf an, in welchem Theile
der Bahn der Mond steht. Richtig ist die obige Angabe der Verspätung" nur in Be
ziehung auf die Culmination des Mondes; er geht als erstes Viertel etwa 0 Stun
den nach der Sonne durch den Meridian. Wäre erstes Viertel gerade am An
fänge der 4 Jahreszeiten eingetreten, so zeigt folgende Zusammenstellung, wie
viel Zeit der Mond nach der Sonne auf- und untergeht; doch sind auch hierbei nur
ungefähre Angaben gemacht worden, da noch nicht alle bei der Sache in betracht
kommenden Verhältnisse berücksichtigt worden sind, die später angedeutet werden
sollen. Am
21. März ©*) in Af, d. in 6 p; der ([ geht nach der © auf 3 s /4 Std., unter 874 Std.
21 . Juni © - 69, d - - ([ - -. - © - 874 - - 3 3 /4 -
23 . Septbr. © - ¡¿v, d “ £ ; - d - - - O- 874 - - 374 -
21 . Decbr. © - Z,(L - T; - d - - - O - 374 - - 874 -
Man sieht aus dieser Zusammenstellung, daß die Summe der Zeiten, welche der
Mond' als erstes Viertel nach der Sonne auf- und untergeht, stets 12 Stunden beträgt.
Steht er nördlicher als die'Sonne, so geht er weniger als 6 Stunden nach der
Sonne auf und mehr als 6 Stunden nach ihr unter; steht er dagegen südlicher als
die Sonne, so tritt das Entgegengesetzte ein. Es entsprechen zwar 90° des Aequa
tors, nicht aber 90° der schief gegen den Aequator und den Horizont liegenden Mond
bahn C Stunden. Uebrigens wird man in den obigen Zeiten der Verspätung des
Mondes eine merkwürdige Uebereinstimmung mit den Zeiten des Auf- und Unterganges
der Sonne am längsten und kürzesten Tage erkennen.
Sehr beträchtlich ist der Unterschied, welcher sich in der täglichen Verspätung
des Auf- und Unterganges des Mondes herausstellt. Es kann derselbe von einigen
bis auf mehr denn 100 Minuten gehen; ja für manche Oerter der Erde kann der
Mond trotz seines beträchtlichen Fortschreitens in seiner Bahn am folgenden Tage
sogar früher aufgehen als am Tage zuvor. Es kommt hierbei nämlich der Winkel,
den die Mondbahn mit dem Horizonte macht, in betracht.
*) © ist das übliche Zeichen für die Sonne, (X für den Mond.
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