Full text: Allgemeine Himmelskunde

Scheinbare Bewegung des Mondes. — Die Mondbahn. 
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8. Die 4 Hauptlagen der Mondbahn. Um uns klar zu machen, wie durch 
die Abweichung der Mondbahn von der Ekliptik der scheinbare Mondlauf verändert 
wird, wollen wir uns 4 Hauptlagen derselben vorführen. 
1) Angenommen, der aufsteigende Knoten des Mondes falle mit dem Früh 
lingspunkte, der absteigende also mit dem Herbstpunkte zusammen, so 
liegt der nördliche Theil der Mondbahn nördlich vom nördlichen, und der südliche 
Theil derselben südlich vom südlichen Theile der Ekliptik; die Mondbahn macht in 
diesem Falle mit dem Aequator einen Winkel von 23 72 ° + 5°,1 = 28°,6. 
In den Knoten stehend, würde der Mond nun als Tagkreis den Aequator be 
schreiben, und also im Meridian eine Höhe von 37 72 o erreichen. Stände er hingegen 
im nördlichsten Punkte der Bahn, so ginge sein Tagkreis 5°, 1 über den nördlichen 
Wendekreis hinaus, und er müßte in dem Meridian eine Höhe von 61° -f 5°,1 — 06°, 1 
erreichen. Daß er dann länger als die Sonne am längsten Tage über dem Horizonte 
verweilen, seine Morgen- und Abendweite größer als die der Sonne sein muß, versteht 
sich nach dem Früheren von selbst. Im südlichsten Punkte der Bahn stehend, müßte 
der Mond einen Tagkreis beschreiben, der 5°,1 südlich vom südlichen Wendekreise 
liegt; er würde also nur eine Höhe von 14° — 5°,1 = 8°,9 erreichen und kürzere Zeit 
als die Sonne am kürzesten Tage über dem Horizonte verweilen. Diese Lage hat die 
Mondbahn etwa um die Mitte 1857 gehabt. 
Am 21. März 1856, für welche Zeit wir den Lauf des Mondes beschrieben haben, 
liegt der aufsteigende Knoten gegen Ende des Widders und der absteigende Knoten 
gegen Ende der Wage, und der Mond passirte ersteren als Neumond am 5. April 
(Sonnenfinsternis), letzteren am 19. April (Mondfinsternis am 20.). Der Vollmond 
am 21. März stand also noch im nördlichen Theile der Bahn, und sein Tagkreis 
konnte nicht genau der Aequator sein. In den Vierteln ging der Tagkreis über die 
Wendekreise (über 5°) hinaus; doch erreichte der Mond dabei nicht die möglich größte 
und kleinste Höhe. 
2) Fiele der aufsteigende Knoten mit dem Winter-Solstitialpunkte, 
der absteigende also mit dem Sommer- Solstitialp unkte zusammen, so würde 
der Mond in den Knoten die Wendekreise durchlaufen, und alle seine Tagkreise wür 
den innerhalb dieser Kreise liegen. Im nördlichsten und südlichsten Punkte der Bahn 
würde er aber nicht den Aequator beschreiben, weil diese Punkte 5°, 1 nördlich und 
südlich von den Aequinoctialpunkten lägen. 
3) Wenn der aufsteigende Knoten mit dem Herbstpunkte, der ab 
steigende also mit dem Frühlingspunkte zusammenfiele, so läge die ganze 
Mondbahn innerhalb der Wendekreise. Der nördlichste Punkt derselben läge 5°,1 
nördlich vom Winter-Solstitialpunkte, also nur 23°,5 — 5°,1 = 18°,4 südlich vom 
Aequator; der südlichste Punkt hingegen 5°,1 südlich vom Sommer-Solstitialpunkte, 
also 18°,4 nördlich vom Aequator. Alle Tagkreise des Mondes müßten nun innerhalb 
der beiden Wendekreise liegen, ohne diese zu erreichen; die größte Höhe des Mondes 
könnte nur 61° — 5°,1 = 55°,9 betragen, seine kleinste hingegen müßte 14° -f- 5°,1 = 
19°,1 sein. Beim ersteren Stande müßte er kürzere Zeit als die Sonne am 21. Juni, 
beim leszteren Stande länger als die Sonne am 21. Decbr. über dem Horizonte verweilen. 
4) Fiele endlich der aufsteigende Knoten mit dem Sommer-Solstitial 
punkte, der absteigende mit dem Winter-Solstitialpunkte zusammen, so 
müßten ähnliche Verhältnisse wie unter 2 eintreten. In den Knoten durchliefe der 
Mond die Wendekreise, im nördlichsten und südlichsten Punkte aber nicht den 
Aequator. 
Aus den angeführten und besprochenen Hauptlagen der Mondbahn wird man sich 
die übrigen Zwischenlagen ableiten können. Jedenfalls aber ist der Mondlauf ein 
sehr verwickelter. Das geschriebene Wort ist kaum hinreichend, alles deutlich zu 
machen, und wenn irgendwo, so ist hier Veranschaulichung nothwendig. Diese ver 
mag der Himmelsglobus zu geben, wenn man die Mondbahn vielleicht durch einen 
schmalen Papier- oder Pappstreifen darstcllt und so um die Kugel legt, daß er 5°,1 
von der Ekliptik abweicht. Durch entsprechende Verschiebung des Binges werden 
sich die wichtigsten Lagen der Mondbalm und die dadurch bedingte veränderliche 
Lage der Tagkreise des Mondes veranschaulichen lassen. Bessere Dienste dürfte die 
von mir construirte, S. 43 erwähnte Armillarsphäre thun.
	        
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