Full text: Allgemeine Himmelskunde

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Von den scheinbaren Bewegungen der Himmelskörper. 
etwa im Zenitlie stehenden, an seinem wahren Orte erblicken, sondern daß alle 
höher zu stehen scheinen, als sie wirklich stehen. 
Es sei in Fig. 23 der innerste 
Kreis mit dem Mittelpunkte F die 
Erde und an dieser die gerade Linie 
HIP der Horizont des Punktes A. 
Die die Erde umgebende Atmosphäre 
wollen wir uns der Zeichnung wegen 
als in Schichten über einander lie 
gend vorstellen, deren Dichtigkeit 
für jede einzelne gleich, für die 
verschiedenen aber mit der Entfer 
nung von der Erde abnehmend ge 
dacht werden mag. Die drei mit 
dem Kreise E concontrischen Kreise 
mögen drei solcher Schichten be 
zeichnen. Wenn das Licht des 
Sternes s durch den Aether in der 
geraden Linie so fortgegangen ist, so muß bei o eine Brechung erfolgen, so 
daß die Fortsetzung des Strahles on ist. In diesem letzteren Punkte n, in 
welchem die zweite Schicht beginnt, muß wegen zunehmender Dichtigkeit aber 
mals eine Brechung des Strahles eintreten, so daß etwa nm die Fortsetzung 
desselben ist. Die dritte Brechung findet in m, am Anfänge der dritten Schicht 
statt, so daß der von s kommende Strahl in A zur Erde gelangt. Ein Be 
wohner in A würde mithin den Stern s in der letzten Richtung Am, in s‘, 
also dem Zenitlie näher sehen. Die ganze Ablenkung des Sternes würde durch 
den Winkel bestimmt werden, den die erste Richtung des Strahles mit der 
letzten bildet, in unserm Falle also durch den Winkel svs'. 
Wegen der Strahlenbrechung würde ferner der Stern s", der noch unter 
dem Horizonte von A steht, so gehoben werden, daß er für diesen Ort schon 
über dem Horizonte gesehen werden könnte. 
Die obige Annahme, nach welcher die Luft in Schichten von gleicher 
Dichtigkeit übereinanderliegt, wird durch die Erfahrung nicht bestätigt, son 
dern es findet eine stetige Abnahme der Dichtigkeit mit zunehmender Höhe 
statt. Darum kann auch der ganze Weg des Lichtstrahls nicht eine gebrochene 
Linie sein, wie in Fig. 23, sondern er muß vielmehr einen Bogen bilden, 
dessen letzte Punkte, oder eigentlich dessen Tangente, die Richtung be 
stimmen, in welcher der Stern gesehen wird. 
So ändert die Strahlenbrechung, die man in Beziehung auf die Himmels 
körper die astronomische Refraction nennt, die Lago aller Sterne am 
Himmel, mit Ausnahme der im Zenitlie stehenden, und man darf, wenn es auf 
genaue Ortsbestimmung der Sterne ankommt, dieselbe nicht außer acht lassen. 
3. Größe der Strahlenbrechung. Die Oröße der Strahlenbrechung ist
	        
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