Full text: Allgemeine Himmelskunde

Zweite Abtheilung. 
Von den wirklichen Bewegungen der 
Himmelskörper. 
Einleitung. 
In der ersten Abtheilung dieses litiches haben wir die Erscheinungen 
kennen gelernt, welche Sonne, Mond und Sterne einem aufmerksamen Beobachter 
darbieten. Allein nur zu oft müssen wir im Leben erfahren, daß die Er 
scheinungen nicht immer der wahre Sachverhalt sind, und daß, wenn auch 
nach Goethe die Sinne eigentlich nicht trügen, doch häufig unser Urtheil 
trügt. Es ist darum, wenn irgend wo, so hier, wo cs sich um unsere 
Erde und die mit ihr in so wichtigen Beziehungen stehenden Himmelskörper 
handelt, gerechtfertigt, sich die Frage vorzulegen: Ist das, was wir sehen, der 
wirkliche Thatbestand, oder sind es nur die Folgen anderer Verhältnisse? Ist 
die Erde wirklich, wie sie sich uns darstellt, eine große Scheibe, wofür sie 
im Alterthum so lange gehalten worden ist und von manchen Völkern wohl 
noch heute gehalten wird? Schwingen sich ferner in der That Sonne, Mond 
und Sterne täglich in der beschriebenen Weise um die Erde herum? Oder 
sind nicht vielmehr zwingende Gründe vorhanden, die einen anderen Sachverhalt 
mehr als wahrscheinlich machen? Mit der Beantwortung dieser Fragen, die 
auch heute noch nicht überflüssig sind, wie die neueste Zeit gelehrt hat, haben 
sich denkende Männer zu den verschiedensten Zeiten vielfach beschäftigt und eine 
reiche Fülle Averth vollen Materials zum eigenen Nachdenken geliefert, mit 
dessen Hülfe wir selbst die Beantwortung der oben gestellten Fragen ver 
suchen können. Die Ansichten der Männer der Wissenschaft hier darzulegen, 
zu zeigen, Avie die sich uns darbietenden Erscheinungen ihre naturgemäße Er 
klärung finden, ist der Zweck der nun folgenden Abtheilung dieses Buches. 
Am natürlichsten und zweckmäßigsten ist es, uns zuerst über die wahre 
Gestalt der Erde aufzuklären, da wir auf ihr unseren Standpunkt haben, 
von dem aus wir die Erscheinungen am Himmel betrachten.
	        
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