Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

86 I. Die Herstellung und Yerwerthung von Himmelsaufnahmen. 
Das resultirende Sonnenbild ist also ein Oval, dessen kleinere Axe 
parallel zur Längsrichtung des Spectrums im Yerhältniss 4 : 5 kleiner ist 
als die grosse. Eine Ellipse ist das Bild nicht, da dO nicht für die ganze 
Ausdehnung der Sonnenscheibe constant ist. Setzt man z. B. dco — 1 mm 
und rechnet dann dO für den ersten Rand, die Mitte und den zweiten 
Rand der Sonnenscheibe, so folgt dd { = 0.78; dd 2 — 0.79; = 0.80. 
Die auf einem solchen Bilde erhaltenen Messungen erfordern also 
eine beträchtliche Reduction auf kreisrunde Bilder; dieselbe kann übrigens 
ein für allemal für ein bestimmtes Instrument tabulirt werden. 
Bequemer ist es, die Distorsion dadurch zu vermeiden, dass nicht 
bloss dem zweiten Spalte, sondern auch der photographischen Blatte eine 
Bewegung ertheilt wird, wobei die Bewegung der letzteren so berechnet 
sein muss, dass sie die Verzerrung auf hebt. Um von den verzerrten 
Negativen eine weniger verzerrte Copie zu erhalten, hat Haie ein Bild des 
Negativs auf einen Schirm projicirt, in welchem sich ein Spalt parallel 
zur grossen Axe des Bildes befindet. Gleich hinter dem Schirme und in 
der Focalebene der Projectionslinse ist die photographische Platte an 
gebracht. Schirm und photographische Platte sind so mit einander ver 
bunden, dass, während sich der Spalt quer über den kleinen Durchmesser 
des Bildes schiebt, sich die Platte in entgegengesetzter Richtung um den 
Betrag der Differenz der beiden Axen bewegt. Man erhält hierdurch 
Copien, welche für das Auge völlig rund erscheinen. Für exacte Posi 
tionsbestimmungen genügt natürlich diese mechanische Correction noch 
nicht; es muss an die ausgemessenen Positionen noch immer eine rech 
nerische Correction angebracht werden. 
Es ist bekannt, dass die Wasserstofflinien, je mehr sie sich dem 
violetten Ende des Spectrums nähern, um so breiter und verwaschener 
werden. Bereits zwischen der C- und der F- Linie ist ein solcher Unter 
schied wahrnehmbar, und dementsprechend lassen sich die Protuberanzen 
in der C- Linie viel besser beobachten als in der F- Linie. Für photo 
graphische Aufnahmen können nun bloss die Hy -Linie oder die noch 
weiter nach Violett zu gelegenen Wasserstofflinien in Frage kommen, 
und deren Venvaschenkeit ist bereits so stark, dass die Aufnahmen der 
Protuberanzen ohne alle Schärfe sind und zum Studium sich nicht eignen. 
Es ist dies, wie schon bemerkt, der Hauptgrund dafür, dass auch die 
Aufnahmen von Protuberanzen in gewöhnlichen Spectroskopen, z. B. die 
jenigen von Young, nicht befriedigend ausgefallen sind. Das Ver 
dienst Haies um diesen Zweig der Sonnenphotographie besteht eben 
nicht allein in der vorzüglich gelungenen Construction seines Apparates, 
sondern auch darin, dass er nach einigen Vorversuchen ausschliesslich
	        
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