94
I. Die Herstellung und Verwerthung von Iliinmelsaufnahmen.
indirect controllire-n und corrigiren kann, und die hierzu nothwendigen
Einrichtungen mögen zunächst besprochen werden.
Als erste und einfachste Methode zum »Halten« eines Sternes bot
sieh die Benutzung des bei jedem Refractor vorhandenen Suchers dar.
Sind die optischen Axcn von Sucher und Hauptfernrohr parallel, so hat
man eine Garantie dafür, dass beim Halten eines Sternes im Fadenkreuze
des Suchers das Bild desselben Sternes auch im Hauptfemrohre in der
optischen Axe, also auf demselben Punkte der Platte bleibt. Dieser
Parallelismus der beiden Fernrohre kann aber nur für einen Punkt des
Himmels hergestellt werden; für jeden anderen Punkt bilden die beiden
optischen Axen einen kleinen Winkel mit einander, dessen Betrag von
der ganz unvermeidlichen Durchbiegung des Fernrohrs abhängt. Bei
kurzen Expositionszeiten kann die Aenderung der Biegung eine so geringe
sein, dass die von ihr abhängende Ortsveränderung des Bildpunktes auf
der Platte unmerklich bleibt, und so lange ist diese Methode des Haltens
anwendbar, darüber hinaus aber nicht mehr. Gerade bei der allgemein
gebräuchlichen Befestigung des Suchers am Ocularende des Fernrohrs ist
die Wirkung der Biegung eine sehr beträchtliche; sie geht mit vollem
Betrage ein. Sie würde sehr vermindert werden können, nämlich auf
die Differentialbiegung zwischen den beiden Theilen des Rohres, welche
durch die Declinationsaxe geschieden werden, wenn der Sucher, ebenfalls
nahe der Mitte seiner Länge gefasst, auch an der Declinationsaxe unter
gleichzeitiger Befestigung am Hauptrohre angebracht würde, eine Ein
richtung, die wegen der damit verbundenen Unbequemlichkeiten nie in
Anwendung gekommen, jetzt auch durch eine viel bessere überflüssig
geworden ist.
Der Einfluss der Biegung lässt sich leicht klarlegen.
Die untenstehende, stark übertriebene schematische Fig. 21 zeigt die
gegenseitige Lage der beiden optischen Axen bei nahe horizontal gestell-
nationsaxe) statt, infolge deren die Richtung der optischen Axe des
Suchers erhöht wird. Bringt man nun den Stern auf das Fadenkreuz
des Suchers, so liegt das Bild nicht mehr in der Mitte auf der Platte,
sondern mehr nach unten; hätte man also exponirt von der Stellung eines
Sternes im Zenith bis zum Untergange, so würde man auf der Platte eine
Linie als Bild des Sterns erhalten haben. Wäre dagegen der Sucher in
- ■ ~
Fig. 21.
tem Fernrohre, nachdem die
selben bei senkrechter Lage
einander parallel gestellt wor
den waren. Es findet eine
Biegung des Hauptrohrs um
den Aufhängepunkt (Decli-