120 I- Die Herstellung und Verwerthung von Himmelsaufnahmen.
deren Ordnung- sie sind, um einen geringen Betrag zu vergrössern, werden
also durch die Vermehrung der Zahl der Aufnahmen ausgeglichen.
In einigen Fällen habe ich eine eigentümliche, sehr starke locale
Verzerrung gefunden, die zwar nur sehr selten aufzutreten scheint — von
anderer Seite ist über diese Erscheinung noch nichts bekannt gegeben
worden —, aber Beträge bis zu mehreren Millimetern erreichen kann.
Auf einer meist rund begrenzten Stelle der Platte von einem Durchmesser
bis zu 4 oder 5 mm ist die Gelatine fast gänzlich verschwunden; die
Stelle markirt sich bei schräg auffallendem Lichte als flache Grube, und
innerhalb derselben haben Ortsveränderungen der Gelatine bis zum Be
trage von mehreren Millimetern stattgefunden. Man erkennt dies sehr
deutlich, wenn ein Strich eines aufcopirten Gitters gerade durch eine
solche Stelle geht; derselbe erscheint alsdann stark ausgebogen oder
auch wohl in mehrere Stücke zertheilt. Eine kleinere derartige Stelle
wird, wenn kein Gitterstrich in der Nähe vorbeigeht, bei der Messung
kaum zu bemerken sein, und die Position eines zufällig darin befindlichen
Sternes kann dadurch um ganz enorme Beträge verfälscht werden. Die
Ursache der Erscheinung beruht zweifellos in einer partiellen Verflüssigung
der Gelatine, welche hervorgebracht worden sein kann sowohl durch ein
aufgespritztes Tröpfchen einer Säure, z. B. Salpetersäure, oder aber auch
durch die Entwickelung einer Pilz- oder Bakteriencolonie.
Es ist als eines der wichtigsten Erfahrungsresultate für die astro
nomische Photographie zu betrachten, dass, abgesehen von den eben an
gedeuteten, sehr seltenen starken localen Verzerrungen, eine Rücksicht
nahme auf Verzerrungen selbst bei den genauesten Messungen nicht
erforderlich ist, und zwar besonders nicht, wenn durch die Einführung
aufcopirter Gitter die zu messenden Distanzen klein bleiben.
Bei Vernachlässigung der Verzerrung der Schicht bleibt nun noch
ein Umstand übrig, der die absolute Aehnlichkeit zwischen der Con
stellation am Himmel und auf der Platte verhindert, die Unvollkommen
heit in der exacten Einhaltung der Richtung des Fernrohrs auf den
Haltestern. Die Hauptschwierigkeit des exacten Haltens bei länger
dauernder Aufnahme ist auf constructivem Wege, durch die Verschmelzung
des Haltefernrohrs mit dem photographischen Fernrohre in eins und durch
die damit bewirkte Aufhebung der relativen Biegungen der beiden In
strumente, beseitigt worden; aber immerhin ist das Halten eines Sternes
eine Kunst, die erst gelernt sein muss, und die niemals vollständig ge
lingt, wenn das Uhrwerk des Instrumentes schlecht functionirt oder auch
bloss nicht genau regulirt ist. Die infolge schlechten Haltens entstehende
Deformation der Sternscheibchen — sie werden gewöhnlich bimförmig
oder elliptisch — erschwert zunächst die Sicherheit des Einstellens beim