Die Messungs- u. ReüuctionsmetUoden in der astronom. Photographie. 121
Messen. Das ist aber nur der geringere Uebelstand; viel bedenklicher
ist es, dass die bellen und die schwachen Sterne nicht gleichförmig
deformirt werden. Nehmen wir z. B. an, das Uhrwerk habe die Tendenz,
vorzulaufen, so werden bei nicht genügender Hebung oder Aufmerk
samkeit des Beobachters die Sterne zwar während des grössten Theiles
der Exposition auf ihrer richtigen Stelle sein; während eines kleinen
Theiles aber werden sie im Sinne der täglichen Bewegung sich innerhalb
einer kleinen Strecke vor dem Hauptbilde befinden. Der Erfolg ist
bei helleren Sternen der, dass diese kleine Strecke mit abgebildet wird,
die Sternscheibchen haben nach dieser Seite hin einen schmäleren Ansatz,
der das Urtheil Uber den Mittelpunkt des Scheibchens irreführt. Unterhalb
einer gewissen Helligkeit rufen die Sterne auf dieser Strecke keine Ein
wirkung auf die Platte aus, ihre Bilder erscheinen also rund; es wird sich
demnach ein systematischer Unterschied in der Einstellung auf helle und
schwache Sterne ergeben, der natürlich für jede Platte je nach der Art
der Deformation verschieden ausfällt und nur sehr schwer oder gar nicht
zu ermitteln Sein wird.
Ein absolut richtiges Halten liegt ausserhalb der Möglichkeit, und
deshalb sind im allgemeinen bei allen Sternaufnahmen die Sternscheibcheii
etwas deformirt, wenn auch nur so gering, dass die Deformation selbst
unter dem Mikroskope nicht mehr zu erkennen ist. Ein Einfluss auf die
Messungen und zwar ein solcher, der durch Wiederholung der Pointirungen
nicht herausfällt, der also für jede Platte systematisch wirkt, findet stets
statt, und meines Erachtens ist wesentlich hierdurch der Genauigkeit eine
Grenze gesteckt. Man macht sehr häufig die Erfahrung, dass der Poin-
tirungsfehler nur wenige Hundertstel einer Bogensecunde beträgt, wäh
rend doch nachher Abweichungen in den Positionen von ganzen Zehntel-
secunden Vorkommen, die durch Verzerrungen der Schicht nicht zu
erklären sind, da sie z. B. bei nahestehenden Sternen mit umgekehrtem
Zeichen eintreten, sofern die Helligkeitsunterschiede ebenfalls die um
gekehrten sind.
Wir haben bisher diejenigen Fehlerursachen berührt, welche bewirken,
dass die auf der Platte abgebildete Constellation nicht absolut identisch
ist mit der während der Exposition am Himmel scheinbar stattgehabten,
und müssen nun zu denjenigen übergehen, welche bei der Ausmessung
der Platten massgebend sind. Wir schliessen aber an dieser Stelle alle
diejenigen aus, welche im Messapparate selbst begründet sind, weil einmal
hierauf bei Besprechung der letzteren kurz eingegangen werden soll, es
andererseits aber über die Ziele dieses Buches hinausgelien würde, auf
die genaue Untersuchung von Messapparaten einzugehen. Dieselbe ist
für jeden Messapparat eine ganz specielle, abgesehen von den allgemeinen