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I. Die Herstellung und Verwerthung von Himmelsaufnahmen.
cl ist die photographische Platte; sie ruht auf drei Cylindern c von
Platiniridium, gegen welche sie durch die Federn f gedrückt wird.
Diese Cylinder müssen genau den drei Punkten entsprechen, gegen welche
die Platte in der Cassette hei der Aufnahme gelagert ist. Auf der Rück
seite ist die Platte durch die federnden Halter a gegen drei kleine Messing
zungen b angedrückt, gegen welche von der andern Seite her eventuell die
zweite Platte cl' (Fig. 30) angedrückt werden kann, welche auf demselben
Cylinder c ruht. Von den Federn wird die zweite Platte nicht gehalten, so
dass sie im horizontalen Sinne gegen die erste Platte verschoben werden
kann. Die Cylinder cc sind auf dem Theilkreise g etwas verstellbar an
gebracht, so dass der Plattenmittelpunkt genau in den Drehungspunkt
des Kreises gelegt werden kann. Der Theilkreis wird durch zwei
Mikroskope (in der Figur ist nur eines derselben h angedeutet) bis auf
eine Bogensecunde abgelesen. Der feste Kreis k, in welchem sich g dreht,
ist an der Axe l angebracht, die durch Fussschrauben und Niveau ver-
tical gestellt werden kann. Die Fig. 31 giebt eine Ansicht von dem
Messapparate, mit welchem Kapteyn die Ausmessung der Photographien
für die südliche Durchmusterung ausgeführt hat. Derselbe ist etwas
einfacher gehalten, als der für die exacten Messungen bestimmte, hat
sich aber sehr gut bewährt und darf schon ein historisches Interesse
beanspruchen.
Die Benutzung des Instrumentes kann auf zweierlei Weise erfolgen.
1 ) Die Messung der Anhaltsterne liefert gewisse Constanten über die
ganze Aufnahme hinüber, aus denen nachher durch ein Interpolations
verfahren die Positionen der unbekannten Sterne abgeleitet werden. Ein
Theil dieser Constanten muss dazu dienen, die Fehler des Instruments
und der Justirung zu ermitteln, d. h. es ist eine vollständige Theorie des
Instruments bei Benutzung dieser Methode erforderlich, bei welcher das
selbe thatsächlich als Aequatoreal verwendet wird. Die Reductionen sind
hierbei natürlich recht complicirt.
2 ) Auf der Platte ist ein Gitter aufcopirt, dessen Fehler bekannt sind.
Die Messungen sind nur relativ zu den Gitterstrichen, es kommen also nur
kleine Distanzen zur Berechnung, für welche eine ungefähre Berichtigung
des Instrumentes vollständig genügt. Das Instrument als solches geht in
die Messungen nicht ein. Da bei dieser Methode auf die Gitterstriche,
resp. auf deren Intersectionspunkte, eingestellt werden muss, so ist die
Zahl der Messungen eine beträchtlich grössere als bei der andern Methode,
die Reduction aber eine einfachere. Wir wollen im Folgenden diese
letztere Methode behandeln.
Es wird angenommen, dass der Mechaniker die Bedingung erfüllt hat,
dass sich die vier in Frage tretenden Axen (optische Axe, Stundenaxe,