Reduction rechtwinkeliger Coordinaten.
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nur in den äusseren Formen abweichend, ist der Messapparat der
Pariser Sternwarte gebaut (Fig. 36)*). Das feste Untergestell trägt
auf einer horizontalen Schlittenführung eine um 45° geneigte, zur ersteren
senkrecht stehende Schlittenführung, auf welch letzterer ein drehbarer
King gleitet, der die photographische Platte aufnimmt. Die Bewegung
der beiden Schlitten geschieht durch starke Schrauben mit grosser Gang
höhe. Durch Drehung des Ringes werden die Gitterstriche der Platte
mit den Schlittenführungen parallel gestellt. Die Messung innerhalb
der Gitterquadrate wird mit den beiden Mikrometerschrauben des mit
dem Untergestell durch einen festen Balken verbundenen Mikroskops
ausgeführt.
Wir gehen nunmehr zu den Reductionsmethoden bei Benutzung recht
winkeliger Coordinaten über, nehmen also an, dass, gleichgültig wie der
betreffende Apparat eingerichtet gewesen ist, die Messungen der Sterne
in rechtwinkeligen Coordinaten, bezogen auf den Mittelpunkt der Platte
oder auf einen diesem nahe liegenden Stern, vorliegen, corrigirt wegen
Distorsion u. s. w.
Eine sehr einfache und strenge Reductionsmethode, die indessen
keinen Anspruch auf Eleganz machen kann, liabeich**) mit Vortlieil bei
der Ausmessung des Sternhaufens Messier 13 angewendet. Es ist bei
dieser Methode vorausgesetzt, dass die rechtwinkeligen Coordinaten ge
nähert nach der scheinbaren Bewegung orientirt sind, und dass für min
destens zwei Sterne genaue Meridianpositionen vorliegen. Als Anfangs
punkt der Coordinaten dient ein der Mitte der Platte nahe gelegener
Stern, dessen Position nur genähert bekannt zu sein braucht.
Ich bezeichne im Folgenden die rechtwinkeligen Coordinaten der
Anhaltsterne mit x s , x 2 , x :i . .. ?/ 2 , ?y :i . . ., ausgedrückt in Gitterinter
vallen, die entsprechenden scheinbaren Rectascensionen und Declinationen
mit cq, a 2 . .. d,, d 2 , di ..., bezogen auf den Zeitpunkt der Aufnahme
und wegen Refraction corrigirt.
Zur Bestimmung des Bogenwerthes der Gitterintervalle
nehme man ein oder mehrere Paare möglichst weit von einander ent
fernter Anhaltsterne. Die Distanzen auf der Platte sind dann:
(1) = C(z 2 —z,)2 + ( ; J" = r(*4 — *j) 2 + (?/4 — y»?
in Gitterintervallen; die entsprechenden scheinbaren Distanzen am Himmel
in Bogensecunden erhält man nach:
*) Astr. and Astroph., 12, 784. **) J. Scheiner, Der grosse Stern
haufen im Hercules, Messier 13. Mathein. Abhandl. der Herl. Akad. 1892.