Einleitung.
Eie Photographie hat auf die Probleme der Astronomie und Astro-
physik in den letzten Decennien eine immer vielseitigere und frucht
bringendere Anwendung gefunden. Schon jetzt ist sie zu einem unent
behrlichen Hülfsmittel geworden, und es scheint der Zeitpunkt nicht
mehr ferne zu liegen, wo sie in vielen Zweigen der astronomischen
Wissenschaft die früheren Beobachtungsmethoden in den Hintergrund
gedrängt haben wird.
Die Photographie lässt sich in der Astronomie auf zweifache Weise
verwerthen; bisher hat jedoch nur die eine davon die eingangs geschil
derte Bedeutung gewonnen, während die andere über vereinzelte, im
übrigen aber geglückte Versuche noch nicht hinausgekommen ist. Der
Unterschied in diesen beiden Anwendungen ist ein ganz wesentlicher.
Im ersteren Falle dient die Photographie zur Erzeugung einer möglichst
getreuen Darstellung der im Gesichtsfelde des Fernrohres befindlichen
Objecte. Die wissenschaftliche Verwendung dieses Bildes, sei es durch
blosse Betrachtung, sei es durch exacte Ausmessung, findet nachher
unter geeigneter Vergrösserung — unter dem Mikroskope — statt. Hier
mit ist eine völlige Umwälzung der früheren Beobachtungsmethoden
gegeben. Die Fernrohre zur Aufnahme der cölestischen Objecte be
dürfen im allgemeinen besonderer Einrichtungen, die sie von den zur
rein optischen Verwendung bestimmten Kefractoren unterscheiden. Die
Beobachtungskunst am Fernrohre sowohl, wie behufs Ausmessens am
Mikroskope ist eine völlig andere, vor allem ist der Einfluss der Luft
unruhe auf das Messen ein total anderer geworden. Die wesentlichste
Aenderung durch die Einführung der photographischen Methoden betrifft
aber die zeitliche Verwerthung des Fernrohres. Während bei der
directen Beobachtungsmethode die Ausführung einer mikrometrischen
Messungsreihe am Befractor z. B. die angestrengte Thätigkeit eines Be
obachters für ein Jahr in Anspruch nahm, lässt sich bei Zuhülfenahme
der Photographie dieselbe Arbeit am Fernrohr in vielleicht einigen
Scheiner, Photographie der Gestirne. 1