Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

192 I. Die Herstellung und Verwerthung von Himmelsaufnahmen. 
wächst also proportional mit abnehmendem Brennweitenverhältnisse, so 
dass kleinere Objective mit kurzer Brennweite — Portraitlinsen — 
schliesslich lichtstärker sind als grössere Refractoren. Je heller die 
Sterne sind, um so kräftiger werden natürlich ihre Spuren; bei ganz 
hellen Sternen tritt eine sehr merkliche Verbreiterung ein in entsprechen 
der Weise wie bei ruhenden Bildern heller Sterne. 
Der Einfluss der Luftunruhe auf die Messungsgenauigkeit ist bei der 
Aufnahme laufender Sterne ein viel stärkerer als bei ruhenden. Die 
Schwankungen der Sterne gleichen sich bei letzteren aus, worauf ja 
wesentlich die Vorzüge der photographischen Methoden vor directen Be 
obachtungen beruhen. Bei laufenden Sternen wird dagegen der scheinbare 
Ort in jedem Momente abgebildet; die Sternspur registrirt daher die Luft 
unruhe sorgfältig, so dass sich hierauf sehr gut eine Methode der Unter 
suchung der Luftunruhe gründen liesse. Die Schwankungen, welche senk 
recht zur Bewegungsrichtung des Sternes stehen, stellen sich als Aus 
biegungen der sonst glatten Curven dar; diejenigen, welche in jener 
Richtung liegen, werden als schwächere resp. kräftigere Stellen, als 
Knoten, in der Spur erkannt. Das Einstellen einer bei unruhiger Luft 
erhaltenen Spur zwischen zwei Fäden ist daher sehr schwierig, und 
die dabei zu erreichende Genauigkeit ist beträchtlich geringer als bei 
ruhend aufgenommenen Sternen; ja, ich habe den Eindruck gewonnen, 
als wenn sie geringer sei, als bei directer Beobachtung unter entsprechen 
den Umständen. Eine bedeutende Verbesserung lässt sich erreichen, wenn 
man den Stern nicht eine continuirliche Spur aufzeichnen lässt, sondern 
eine unterbrochene, indem häufig, aber jedesmal nur auf sehr kurze Zeit 
— kürzer als zur Durchmessung der eigeüen Ausdehnung nothwendig 
ist — exponirt wird. In diesem Falle besteht die Spur aus einzelnen, 
etwas länglich gezogenen Sternbildchen, auf die sich mit nahe derselben 
Genauigkeit einstellen lässt, wie auf die Scheibchen ruhender Sterne. 
Jeder Punkt für sich ist durch die Luftunruhe deplacirt; stellt man auf 
eine grössere Zahl solcher Punkte ein, so erhält man den Mittelwerth 
frei vom Einfluss der Luftunruhe. Gleichzeitig dienen dann diese Unter 
brechungen als Anhalt im Sinne der Rectascension. 
Eine Vorrichtung, die derartig unterbrochene Spuren liefert, ist zuerst 
auf dem Georgetown Observatory *) in Anwendung gebracht und mit 
dem Namen Photo Chronograph belegt worden. In der Focalebene des 
Fernrohres ist anstatt des gewöhnlichen Fadennetzes eine Glasplatte mit 
eingerissenen Strichen eingesetzt, gegen welche die empfindliche Platte un 
mittelbar angedrückt wird. 
*) The Photochronograph and its Applications. Georgetown Coli. Obs. Publ.
	        
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