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I. Die Herstellung und Verwerthung von Himmelsaufnahmen.
geringen Brennweite lässt es auf der Platte die Spur eines durch das
Gesichtsfeld gehenden Sternes siebenter Grösse erkennen.
Der am Ocularende befindliche Photochronograph besteht eigentlich
aus zwei solchen Apparaten, wie sie eben beschrieben sind. Es sind
demnach zwei Elektromagnete vorhanden, die sich gegenüber stehen
und sowohl mit, als gegen einander verschoben werden können. Jeder
Elektromagnet zieht in gewissen Zeitintervallen einen Anker an und
lässt ihn dann wieder frei. Mit jedem Anker ist eine quer über
das Gesichtsfeld reichende Zunge verbunden, die so gestellt wird,
dass sie das Licht des Sterns bei seinem Durchgang durch das Ge
sichtsfeld für gewöhnlich abblendet und nur in jenen Intervallen auf
die dahinter befindliche photographische Platte gelangen lässt. Die Ent
fernung der beiden Elektromagnete wird durch die Differenz der Zenith
distanzen der beiden Sterne bestimmt, da jede Zunge einen der beiden
Sterne, die ihre Wege auf der Platte aufzeichnen sollen, auch abzublenden
im Stande sein muss. Um dem Fall zu genügen, dass die von den Ster
nen beschriebenen Wege auf der Platte sehr nahe an einander fallen,
liegt die eine Zunge etwas hinter der anderen, so dass sie sich ein wenig
überdecken können.
Während bei der Anwendung des Photochronographen zu Zeitbe
stimmungen der Stromschluss jede Secunde auf die Dauer von ’/ 10 Se-
cunde stattfindet, ist hier, wo es sich meist um schwächere Sterne handelt,
die Einrichtung so getroffen, dass der Strom nur alle zwei Secunden und
zwar auf die Dauer einer Secunde geschlossen wird; bei der kurzen
Brennweite des Objectivs würden die Bildpunkte, wenn sie jede Secunde
entworfen würden, auch zu nahe an einander fallen. Die helleren Sterne
werden nur auf Bruchtheile der Secunde exponirt. Das Auslassen dreier
Punkte am Ende einer Minute und eines Punktes in der Mitte sichert
die bequeme Identificirung der übrigen Bildpunkte.
Zur Einstellung der Zunge auf den Stern dient ein Ocular 0 mit
total reflectirendem Prisma. Ist die Einstellung geschehen, so wird die
Platte eingeschoben. Zur Verhinderung einer Lagenänderung wird sie
durch Federn gegen den Tubus gedrückt.
Besondere Sorgfalt erfordert die Nivellirung der Axe. Zunächst
horizontirt man den Trog durch die vier Fussschrauben, so dass das
Quecksilber darin überall gleich hoch steht. Dann setzt man auf die
Umdrehungsaxe des Fernrohres ein Niveau und bringt sie durch Ver
schieben des schon erwähnten Gegengewichtes in horizontale Stellung,
wobei man das Niveau öfter umzusetzen haben wird. Dabei muss man
Sorge tragen, dass die mit der Holzplatte fest verbundene Axe nicht mit
ihren Schneiden in den auf dem Trog sitzenden Lagern ruht. Hierauf