Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

Die photographische Technik in der Hiramelsphotographie. 
sonders praktisch und reichhaltig das »Handbuch der Photographie« von 
J. M. Eder empfohlen werden möge. 
Nach der jetzt am meisten verbreiteten physikalischen Anschauungs 
weise hat man anzunehmen, dass bei den Molekülen eines jeden Kör 
pers, dessen Temperatur oberhalb des absoluten Nullpunktes liegt, ein 
Schwingungszustand vorliegt. Ein Theil der Atome des alle Körper 
durchdringenden Aethers nimmt an diesen Schwingungen theil, zieht 
die benachbarten Atome in Mitleidenschaft und dient so als Erregungs 
centrum für Wellen, welche sich im Aether ohne merklichen Verlust 
an Energie fortpflanzen. Je höher die Temperatur des Körpers ist, 
um so mehr ist derselbe im allgemeinen befähigt, den Aether in sehr 
schnelle Schwingungen zu versetzen, d. h., da die Fortpflanzungsge 
schwindigkeit der schnelleren und langsameren Schwingungen dieselbe 
ist, Wellen von kürzerer Länge auszusenden. Befindet sich der Körper 
nicht im gasförmigen Zustande, sondern im flüssigen oder festen, so ist die 
untere Grenze der Wellenlänge für alle Körper dieselbe und allein ab 
hängig von der Temperatur; ob nach oben in der Wellenlänge eine Grenze 
besteht und wie dieselbe von der Temperatur abhängig ist, ist vorläufig 
nicht bekannt. Ein specifischer Unterschied in den Wellen von verschiedener 
Länge existirt also an und für sich nicht; wohl aber tritt derselbe sofort 
ein, wenn die Welle auf einen anderen Körper trifft, d. h. wenn die 
Energie, welche sie mit sich führt, theilweise oder ganz in eine andere 
Form umgesetzt wird. Nach der specifischen Wirkung derWellen unter 
scheidet man die Strahlen und legt ihnen eine Bezeichnung nach der 
selben zu. Soweit sie im Stande sind, die Nervenenden des Sehnerven 
in der Netzhaut zu erregen und uns als Licht in die Erscheinung zu 
treten, bezeichnet man sie als Lichtstrahlen oder optische Strahlen; ihr 
Gebiet ist für verschiedene Augen verschieden und erstreckt sich im Mittel 
ungefähr von der Wellenlänge 380 Milliontel Millimeter (/¿fi) bis 750 
Treffen diese Strahlen auf einen absorbirend wirkenden Körper, so wird 
ihre Energie in Wärme umgesetzt. Für die Strahlen der kürzeren Wellen 
längen ist aber die Intensität der Strahlung (die Amplitude der Schwin 
gungen) zu gering, als dass die resultirende Temperaturerhöhung mit unseren 
Hülfsmitteln noch nachgewiesen werden könnte; diese Nachweisbarkeit 
beginnt erst etwa in der Mitte des optischen Spectrums, erstreckt sich aber 
sehr weit Uber die rothe Grenze desselben, und das Gebiet der bei der 
Absorption temperaturerhöhend wirkenden Strahlen nennt man das Gebiet 
der Wärmestrahlen. Die obere Grenze der Wellenlängen dieses Gebietes 
ist nicht bekannt; wir wissen heute, dass es anschliesst oder übergeht 
in diejenigen Strahlen sehr grosser Wellenlängen (nach Centimetern und 
Metern zu rechnen), welche specifisch elektrische Wirkungen erzeugen.
	        
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