Die photographischen Registrirmethoden.
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gleichzeitig photographirt bei solcher Stellung der Camera, dass sich der
Mittelpunkt der Platte möglichst in der Mitte zwischen Mond und den
betreibenden Sternen befindet. Auf dieselbe Platte werden dann noch
zwei bekannte Fixsterne von nahe derselben Distanz in symmetrischer
Lage aufgenommen, welche den Winkelwerth für die Monddistanzen liefern.
Da der gleichzeitigen Aufnahme der Fixsterne wegen länger exponirt
werden muss, so wird das Bild des bewegten Mondes ganz unscharf und
zu einigermassen genauen Messungen ungeeignet.
Eine wesentliche Verbesserung in die photographische Methode der
Monddistanzmessungen hat Koppe :|i ) durch die Elimination des stets
unscharfen Mondbildes eingefiihrt. Es lässt sich hierzu jedes um 180°
umlegbare photographische Instrument benutzen, sofern dasselbe mit
einem Haltefernrohr versehen ist. Koppe selbst hat hierzu seinen zu
anderen Zwecken construirten Phototheodoliten mit Vortheil benutzt. Man
stellt das Fernrohr so auf den Mond und den zu vergleichenden Stern
ein, dass der eine Faden des drehbaren Fadenkreuzes durch Mondmitte
und Stern geht, während der andere Faden den Mondrand berührt und
mittels der Feinbewegung für die Dauer der Expositionszeit — 20 s bis 30 s
— in Berührung gehalten wird. Dann wird das Fernrohr mit der Camera
um 180° durchgeschlagen, in gleicher Weise eingestellt und eine zweite
Aufnahme gemacht. Man erhält dadurch zwei Bilder in einer geraden
Linie, die Mondbilder berühren sich, während die Sterne um das Doppelte
der Monddistanz von einander entfernt sind. Gemessen werden nur die
Sterne, die unscharfen Mondbilder fallen also heraus. Auch hier werden
zur Ermittelung des Bogenwerthes zwei bekannte Fixsterne mit auf
genommen.
Das Halten des Mondrandes lässt sich während der verhältnissmässig
kurzen Expositionszeiten nach einiger Uebung unschwer ausführen; immer
hin sind durch die unvermeidlichen Schwankungen und durch die Eigen
bewegung des Mondes die resultirenden Sternbilder nicht ganz rund und
symmetrisch. Trotzdem ist die zu erreichende Genauigkeit eine recht
hohe, wie Koppe an einem Beispiele gezeigt hat. Das Mittel der Mond
distanzen gegen cc Virginis aus vier Platten mit je drei Aufnahmen zeigte
gegen die berechnete Monddistanz eine Abweichung von nur 1"3, ent
sprechend einem Fehler von 2?8 in der Länge. Damit ist die Brauch
barkeit der Methode für Längenbestimmungen aut Keisen erwiesen.
Wenn der betreffende Beobachter auch nicht gerade astronomisch vor
gebildet zu sein braucht, so ist eine genauere Kenntniss in der Hand- *)
*) Koppe, C. Photogrammetrie und internationale Wolkenmessung. Braun
schweig 1896. Pag. 30.