Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

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I. Die Herstellung und Yerwerthung von Himmelsaufnahmen. 
für die Zwecke der Astronomie; indessen besitzt das Verfahren einen 
sehr wesentlichen Vorzug vor allen anderen gerade für astronomische 
Aufnahmen, das ist die völlige Stabilität der Platte, Das Daguerre’sche 
Verfahren ist das einzige, bei dem eine feste Metallschicht als Träger 
des Bildes dient, während bei allen anderen eine sehr wenig feste, im 
Wasser aufquellende Schicht irgend einer organischen Substanz zur Auf 
nahme der lichtempfindlichen Materialien benutzt wird, die ihrerseits nur 
mehr oder weniger fest auf einer Glasplatte haftet. Das Ideal eines 
Verfahrens für die Ausführung feinster astronomischer Messungen würde 
das Daguerreiche sein, wenn seine Empfindlichkeit den heutigen Ver 
fahren gleichgestellt werden könnte. 
Das Verfahren mit nassem Collodium wurde im Jahre 1850 
von Le Gray vorgeschlagen, aber in einer für die Praxis nicht brauch 
baren Form; eingeführt wurde es erst von Archer im Jahre 1851, und 
es verdrängte die Daguerreotypie bald gänzlich. 
Eine sehr sorgfältig gereinigte Glasplatte wird mit Collodium, einer 
Lösung von Schiessbaumwolle (Pyroxylin) in Aether und Alkohol, Uber 
gossen. Das Lösungsmittel verdunstet sehr rasch und hinterlässt das 
Pyroxylin als eine sehr feine, structurlose Haut, die als Träger des photo 
graphischen Processes dient. Die Bereitungsweise der Schiessbaumwolle 
und die Zusammensetzung des Lösungsmittels ist von sehr merklichem 
Einflüsse auf das Aussehen des Bildes; es ist eine grosse Erfahrung er 
forderlich, um für die verschiedenen Zwecke der Aufnahmen die beste 
Bereitungsweise des Collodiums zu kennen. Das Collodium enthält eine 
geringe Quantität Jodkalium in Lösung; letzteres befindet sich also in 
sehr fein vertheiltem Zustande in dem Pyroxylinhäutchen. Sobald das 
Häutchen eben angetrocknet ist, wird die Platte einige Minuten in eine 
Lösung von salpetersaurem Silber gelegt, wodurch sich in dem Häutchen 
ein äusserst feiner Niederschlag von Jodsilber bildet, der dasselbe un 
durchsichtig weiss erscheinen lässt. Damit das neugebildete Jodsilber 
sich nicht im Silberbade wieder löst — es entsteht ein Doppelsalz —, 
muss letzteres bereits mit Jodsilber gesättigt sein. Die aus dem Silber 
bade genommene Platte muss unmittelbar verwendet werden, denn sie 
unctionirt nur, so lauge sie noch feucht ist; auch darf sie nicht abgesptilt 
werden, da die anhaftende Lösung von salpetersaurem Silber bei der 
nun folgenden Entwickelung eine wichtige Rolle spielt. Zum Entwickeln 
hat man fast ausschliesslich Eisenvitriol angewendet, dem Eisessig oder 
einige Tropfen Schwefelsäure sowie Alkohol zugesetzt wird, damit die 
Collodiumhaut den Entwickler gut annimmt. 
Ist das Bild nach dem Entwickeln nicht kräftig genug, so kann man 
dasselbe sofort verstärken durch Uebergiessen mit einer unmittelbar vor
	        
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