und die Entstehung photographischer Bilder.
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Als die Fixsternphotographie in der zweiten Hälfte der achtziger
Jahre ihren plötzlichen Aufschwung nahm, glaubte man, auch für die
Helligkeitsbestimmung der schwächeren Sterne mit einem Male ein Mittel
gefunden zu haben; man nahm als ganz selbstverständlich an, dass In
tensität und Expositionszeit im reciprokcn Verhältnisse ständen, und dass
daher durch fortgesetzte Multiplication der Expositionszeit mit 2'/ 2 fort
gesetzt ein Gewinn von je einer Grössenclasse erzielt würde. Man ge
langte hierdurch selbst hei noch verhältnissmässig kurzen Expositionszeiten
zu ganz ausserordentlich niedrigen Helligkeitsangaben: so sollten z. B.
die für die Aufnahme der Himmelskarte bestimmten 13 zölligen photo
graphischen Kefractoren in zwei Stunden Sterne der 17. Grössenclasse ab
bilden. Das Ansehen, welches die Himmelsphotographie berechtigter-
massen zu diesem Zeitpunkte erlangte, wurde durch die Angabe derartig
enormer Leistungen der Instrumente noch beträchtlich erhöht; und in
sofern hat die überschwengliche und wissenschaftlich nicht begründete
Lobpreisung doch der astronomischen Wissenschaft einen Nutzen gebracht,
als vielleicht ohne sie nicht das allgemeine Interesse an der Himmels
photographie in dem Masse erweckt worden wäre, wie es zur internatio
nalen Vereinigung der Astronomen behufs Herstellung der grossen Himmels
karte nothwendig war.
Die Annahme, dass bei vermehrter Expositionszeit ein mit dieser in
proportionalem Verhältnisse stehender Gewinn an Lichtstärke erhalten
wird, involvirt die weitere, bereits erwähnte Hypothese, dass der vom
Lichte auf der Platte geleisteten Arbeit eine unter allen Umständen genau
gleiche Menge von Silberniederschlag entspricht. Die Arbeit, welche vom
Lichte geleistet wird, oder vielmehr geleistet werden kann, ist gegeben
durch das Product von Intensität und Zeit, durch das Product i-t. und
die obige Annahme setzt voraus, dass, sofern it constant ist, auch die
Niederschlagsmenge constant ist, gleichgültig, welchen Werth die einzelnen
Factoren besitzen. Dass diese Annahme nicht richtig ist, ist bereits kurz
gezeigt; es muss aber der Wichtigkeit dieses Punktes wegen zunächst
ausführlicher hierauf eingegangen werden.
Die gewöhnlichen Trockenplatten enthalten das Bromsilber in einem
recht feinkörnigen Zustande. Die mittlere Grösse der Körner entspricht
etwa derjenigen der Bacterien; sie sind also bei Betrachtung durch die
Lupe oder durch die zum Messen bestimmten Mikroskope, deren Ver-
grösserung das 30 fache im allgemeinen nicht überschreitet, gar nicht oder
kaum zu erkennen. Die grobe Structur der Platten, welche bereits bei
fünf- bis sechsmaliger Vergrösserung erkennbar wird, und die um so
stärker ist, je empfindlicher die Platten sind, rührt her von der Vereinigung
der kleinsten Körner in grössere Gruppen und Configurationen, die unter